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Schlendern, Suchen, Teilen

Die Städel Digitale Sammlung ist online – als Beta-Version wurde sie pünktlich zum 200-jährigen Bestehen des Städel Museums am 15. März 2015 veröffentlicht. Schlendern, suchen, sich inspirieren lassen und Inhalte vertiefen, all das bietet die Plattform, die bislang rund 600 Werke der Sammlung beinhaltet. Künftig stellen wir auf dem Blog regelmäßig vor, wie sich diese weiterentwickelt. Zum Start erfahrt Ihr natürlich zunächst, wie diese überhaupt entstanden ist.

Finden statt suchen – das Prinzip des digitalen Schlenderns

Zum Jubiläum des Städel Museums wurde die Beta-Version der Digitalen Sammlung der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Motto dabei: Mehr finden, als man sucht. Der Nutzer wird zum „digitalen Schlendern“ animiert, erhält nicht nur Informationen, Texte, Filme und Audiotracks zu einzelnen Werken, sondern auch Verbindungen zu anderen Werken und Themen aus verschiedenen Epochen. Wie bei einer Führung, nur eben selbstgesteuert, nach persönlichen Interessen und im eigenen Tempo.

So entdeckt man nicht nur Werke des gleichen Künstlers oder der gleichen Zeit, sondern auch andere gleichen Themas oder ähnlicher Stimmung, und erfährt ganz nebenbei, was beispielsweise Lucas Cranachs 1532 gemalter „Venus“ mit dem rund 500 Jahre später entstandenem Gemälde "Akt mit Hut" von Ernst Ludwig Kirchner zu tun hat. Kurz – man erweitert ganz spielerisch seinen Horizont. Ziel ist, über die konkrete Suche hinaus assoziativ schlüssige Ergebnisse zu liefern und so einen Übergang vom reinen Suchen zum inspirierenden Finden zu schaffen. Den Usern werden zwar naheliegende, aber auch gänzlich unerwartete Ergebnisse angeboten, was immer wieder neue Ergebnispfade produziert. Das macht Spaß und verführt regelrecht zum explorativen Erleben des Sammlungsbestandes. Doch wie konnte diese umfassende Sammlung überhaupt umgesetzt werden, wie kamen wir vom Konzept zum Prototypen?

Vom Konzept zum Prototyp

Immer mehr Menschen beziehen ihre Informationen ausschließlich aus dem Internet. Für uns war daher wichtig, neben den vielen kommerziellen Angeboten, mit unseren digitalen Vorhaben im Rahmen der Digitalen Erweiterung des Städel auch kulturelle Inhalte zu vermitteln. Doch wie kann ein Museum auch über die physischen Grenzen hinaus seinen Bildungsauftrag in den digitalen Raum erweitern? Die Gelegenheit bot sich für das Städel 2012, als im Rahmen eines LOEWE-geförderten Konsortialprojektes mit der Hochschule Darmstadt, der Software AG und der MTG das Städel Museum als „use case“ für die Entwicklung einer digitalen Exponateplattform fungieren sollte – das, was nunmehr die Städel Digitale Sammlung darstellt. Bis dahin war es jedoch ein langer Weg.

Vollkommen neuartiges digitales Besuchserlebnis

Unser Ziel war die Entwicklung eines vollkommen neuartigen digitalen Besuchserlebnisses – multimedial, interaktiv und personalisiert. Dabei hatten wir den Anspruch, nicht nur technologisch, sondern auch inhaltlich etwas Neues zu entwickeln. Für uns wäre es ein Widerspruch gewesen, nur unsere Datenbank online zu veröffentlichen, für einen kleinen Kreis von kunstwissenschaftlichen Experten, während wir im Museumsbetrieb vor Ort ein ausdifferenziertes Vermittlungsangebot für unsere Besucherbereithalten. Stattdessen wollten wir also die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen und mit multimedialen Inhalten ein individuelles digitales Besuchserlebnis schaffen. Im Klartext: Die Digitale Sammlung sollte all das bieten, was weder vor dem Original noch in einer Publikation möglich ist. Ideen waren genügend vorhanden, um eine tragreichende Konzeption zu erarbeiten. So sind in die Plattform viele Erfahrungen eingeflossen, die wir durch unsere alltägliche Arbeit vor Ort im Museum sammeln konnten, wie etwa das große Interesse am vergleichenden Sehen, an überraschenden Einblicken, an der Verbindung von eigener Wahrnehmung und Wissen oder an der Frage, was unsere Werke mit der unserer heutigen Lebensrealität verbindet. All das sollte umgesetzt werden durch die Weiterentwicklung von gängigen digitalen Funktionen. Ein erster Prototyp der Digitalen Sammlung wurde Anfang 2014 entwickelt, doch bis zum Livegang im März 2015 gab es noch einiges zu tun.

Form, Funktion und Inhalt – der Weg zur finalen Benutzeroberfläche

Wie verpackt man ein neues Vermittlungskonzept in eine intuitive Benutzeroberfläche, die verständlich ist? Drei wichtige Bereiche waren hier auf einen Nenner zu bringen: Der Inhalt, die technische Umsetzung und die Vermittlung eines Benutzererlebnisses. Die Agentur „Zum Kuckuck“, die bereits unsere Website gestaltet hatte, entwickelte aus dem Prototypen eine benutzerfreundliche Endversion passend im Städel-Design.

Jeder Bereich der Digitalen Sammlung hat bestimmte Funktionen, die dem Benutzer durch klare Symbolik und erklärende Animationen in den Übergängen verständlich gemacht werden. Eine gute Benutzeroberfläche muss man nicht erklären. Dieses war auch das Ziel des Designs der Digitalen Sammlung. Die einfache Struktur sorgt dafür, dass sich der Benutzer gleich zurechtfindet, durch Ausprobieren und nur mit minimalen Hinweisen die Plattform intuitiv bedienen kann. Darüber hinaus gibt es in jedem Bereich auch optionale Hilfetexte zur Erläuterung der Funktionen.

Ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung der Digitalen Sammlung war die Möglichkeit des „digitalen Schlenderns“: Der Nutzer soll mühelos und intuitiv von einer Darstellungsebene zur nächsten wechseln können, ohne die Übersicht zu verlieren. Die verschiedenen Bereiche und ihre Funktionen wurden deshalb intelligent miteinander verknüpft, sodass man sich zielgerichtet durch die eigene Auswahl bewegen kann, ohne in eine Sackgasse zu geraten. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu vielen anderen Online-Sammlungen. Hier unterstützt die Benutzeroberfläche die Bewegungen des Users und bietet immer alle Funktionen auf einen Blick, ohne von den Kunstwerken abzulenken.

Vergleichen, Sammeln, Teilen

Mit Livegang der Digitalen Sammlung als Beta-Version sind rund 600 Werken aufgenommen, bis zum Jahresende werden es ca. 1.500 Werke sein. Aber nicht nur die Werke werden sukzessive erweitert, sondern auch die Funktionen entwickeln wir stetig. Aber schon jetzt ist erstaunlich, was man mit der Plattform alles machen kann und wie vielfältig die Möglichkeiten der Nutzung sind: Die Ergebnispfade können geteilt, einzelne Werke als Favoriten markiert und gesammelt, verglichen und ebenfalls geteilt werden. Es ist auch möglich eigene Alben nach persönlichen Themen und Interessen zusammenzustellen. Dadurch bleibt die Umsetzung des „digitalen Schlenderns“ lebendig und ermöglicht einen Austausch. Der so entstehende Dialog zwischen Museum und Publikum sowie unter den Nutzern selbst hilft dabei, vorhandene Barrieren zu überwinden und schafft eine Erweiterung des Vermittlungsauftrags von Kunst in den digitalen Raum.

Feedback willkommen!

In regelmäßigen Abständen geben wir Euch künftig Einblick in die weitere Entwicklung der Städel Digitalen Sammlung. Im nächsten Beitrag zur Digitalen Sammlung erfahrt Ihr mehr zu der ausführlichen Verschlagwortung der Werke in der Plattform. Ihr seid zudem ebenso gefragt, Euch einzubringen: Für die Weiterentwicklung freuen wir uns auf Eure Ideen und Vorschläge sowie Euer Feedback. Schreibt uns an digitalesammlung@staedelmuseum.de


Für die Autoren Dr. Chantal Eschenfelder und Albrecht Sensch hat das Wort „Schnittstelle“ eine vollkommen neue Bedeutung erhalten, seit sie selbst bei der Entwicklung des Plattform als eine solche zwischen den Welten der Kunst und der IT zu vermitteln hatten.

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