Endlich sind sie da und nicht zu übersehen: Die zwölf Skulpturen der Werkreihe „sunrise. east.“ von Ugo Rondinone sind im Städel Garten eingezogen! Wir haben den Künstler gefragt, was dahintersteckt.
Wie ist die Werkgruppe „sunrise. east.” entstanden?
Es sind zwölf Skulpturen, sie betiteln über ein Jahr hinweg jeweils den Sonnenaufgang eines Monats, also von Januar bis Dezember. Die Arbeit entstand in den Sommermonaten zwischen 2003 und 2005. Die Werkgruppe hat also schon eine gewisse Zeit hinter sich und in dieser Zeit hat sich vieles abgespielt. Unter anderem hat man den Werkstoff Ton wiederaufleben lassen, der vor zwanzig Jahren keine große Rolle gespielt hat: Ich habe ihn damals benutzt, weil ich eine Begegnung mit dem Künstler Andrew Lord hatte.
Er hatte sich zur Aufgabe gestellt, Ton als Werkstoff aufzuwerten. Also bezeichnete er seine Werke aus Ton als Skulpturen und nicht als Keramiken. Mittlerweile gehört es zum Grundprogramm von vielen Künstlern, mit Ton zu arbeiten, damals stand Andrew Lord alleine da. Ich bin sehr froh über dieses Zusammentreffen, weil es mir eine große Tür geöffnet hat. Bis dahin hatte ich Skulpturen gezeichnet und nach Plänen ausführen lassen. Der Ton gab mir die Möglichkeit, diese Skulpturen lebensgroß selbst zu formen und dann in Aluminium zu gießen.
Warum stehen sie im Kreis?
Als ich die Gruppe zum ersten Mal gezeigt habe, wurden sie rund um einen Brunnen aufgestellt, organisiert hatte dies das Louvre Museum. Die Maße dieses Brunnens entsprechen denen des Städel Gartens und es hat sich hier einfach bestens ergeben, sie auch so anzuordnen: Wenn man im Städel Garten auf dem Hügel steht, hat man den Überblick über alle zwölf Masken. Sie sind so aufgestellt wie ein Uhrwerk ohne Zeiger, eine überdimensionale Sonnenuhr.
Von schaurig grinsend bis sanft lächelnd: Was war zuerst da, die Gesichtsausdrücke oder die Zuordnung zum Monat?
Die erste Maske, die entstanden ist, habe ich „Januar“ benannt und jede darauffolgende dann nach dem nächsten Monat, also ich habe jetzt nicht drauf geschaut, ob dieser Monat der Maske entspricht, sondern habe einfach eine Arbeitsabfolge betitelt.
Was fasziniert dich an der Maske?
Die Arbeit ist wie gesagt zwanzig Jahre alt und zu dem Zeitpunkt war Identität als schwuler Mann ein Thema für mich. Es gab verschiedene Arbeiten, die sich damit beschäftigten. Andererseits war die Maske ein Ausdruck davon, weil die Maske quasi ein Identitätsgefäß ist, das jede Form annehmen kann. Auch das Material, aus welchem sie gemacht wurden, Ton, ist eine amorphe Masse, die jede Form annehmen kann.
Welcher ist dein Lieblingsmonat?
Also eine Lieblingsskulptur habe ich keine, sie gefallen mir alle gut. Im Jahr ist mein Geburtstagsmonat November der liebste: Da drüben schaut uns die Maske lächelnd an!
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