Nach einer langen Reise ist Botticellis „Weibliches Idealbildnis (Simonetta Vespucci als Nymphe)“ wieder ins Städel zurückgekehrt. Neben Werken von Leonardo da Vinci, Donatello oder Bellini war die um 1475 gemalte Frankfurter „Simonetta“ ein Blickfang auf der Ausstellung „Gesichter der Renaissance“, die im letzten Herbst das Publikum im Berliner Bode-Museum und anschließend im Metropolitan Museum of Art New York begeisterte. Eine Besonderheit war Simonettas Begegnung mit ihrer etwa gleichzeitig entstandenen „Schwester“ aus Berlin, Botticellis nach links gewendetes „Profilbildnis einer jungen Frau“ aus der Berliner Gemäldegalerie.
Das reisende Städel-Meisterwerk von Botticelli wurde aufgrund der Leihgabe nach Berlin und New York bei der Eröffnung des Sammlungsbereichs Alte Meister im Dezember 2011 natürlich vermisst. Im Kabinett der Frührenaissance hielt stattdessen Andrea Mantegnas kaum weniger bedeutender „Evangelist Markus“ (um 1448–51) die Stellung.
Vor einigen Tagen nun war es soweit: In einer Klimakiste wurde unsere „Simonetta“ wieder sicher nach Frankfurt zurückgebracht. Gestern waren Depotverwalter Dominik Auvermann, Mitarbeiter des Hängeteams, der Haustechnik, des Ausstellungsdienstes und der Grafiker Albrecht Wild im Einsatz, um das Gemälde in die neue Hängung der Alten Meister zu integrieren. Routiniert wurde gemessen, gebohrt, gehängt und schließlich wurden die neuen Labels angebracht.
Wie vorgesehen, bekam „Simonetta“ den prominenten Platz in der Blickachse vom großen Italiener-Saal, während Mantegnas „Evangelist“ nun übers Eck an die Schmalseite des Raums gewandert ist und nun von den beiden sechseckigen „Verkündigungstafeln“ von Carlo Crivelli flankiert wird.
„Von sanfter Klarheit leuchten ihre Augen, in denen Amor seine Fackel birgt […]“: In den Jahren 1475–78 hatte der italienische Dichter Angelo Poliziano dieses Loblied über Simonetta Vespuccis Erscheinen als Nymphe verfasst. Aufgrund der idealisierten Gesichtszüge und vor allem der aufwendig mit Zöpfen, Perlen und Bändern geschmückten Frisur wird Botticellis Bildnis meist mit der Geliebten von Giuliano de Medici identifiziert. Auf Festen und Turnieren der Florentiner Gesellschaft schlüpfte Simonetta in Rollen wie die einer Nymphe. Nach ihrem frühen Tod im April 1476 wurde Simonetta literarisch – und durch Botticelli wohl auch malerisch – als Verkörperung der idealen Schönheit verklärt.
Im Städel können Simonettas Verehrer nun wieder Polizianos hymnisches Lob nachempfinden: „[…] und lieblich wird die Luft im Kreise rings, wohin sie auch den Schmelz der Blicke wendet.“
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