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Dschungel im Städel Garten

Der belgische Künstler war zu Gast im Städel Museum und sprach für unsere Filmreihe „Kunst nach 1945“ über seine aktuelle Arbeit: die Dschungelbuch-Adaption „Die reine Notwendigkeit“.

Marie Luise Blaschke — 7. Oktober 2016

Ungewohnte Urwaldgeräusche erfüllen den Städel Garten. Sie kommen von einer sechs mal vier Meter großen LED-Leinwand: Hier tummeln sich die Protagonisten des Trickfilm-Klassikers Das Dschungelbuch – bis auf Mogli, das Menschenkind, das ebenso fehlt wie die ursprüngliche Narration.

„Die Definition von Animation ist Leben, Leben einhauchen durch Bewegung“, sagt David Claerbout. Der Animationsfilm des belgischen Künstlers (* 1969) ist einen Monat lang (noch bis 23. Oktober) im frei zugänglichen Städel Garten zu sehen. Der einstündige Loop ist eine überraschende Adaption des berühmten Animationsfilms von 1967. Das Projekt wurde als Teil des Gastlandauftrittes von Flandern & Die Niederlande auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse realisiert.

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Im Gegensatz zu Wolfgang Reithermans Filmvorlage sind Balu, Baghira oder Kaa bei Claerbout keine vermenschlichten Wesen, sondern wieder ganz Bär, Panther und Schlange und kommen damit ihren tierischen Artgenossen wieder näher. Es entsteht eine ruhige Atmosphäre, die der Künstler so kommentiert: „Ich habe einen klassischen Animationsfilm gemacht, aber mit Ironie: Ich versuche eigentlich das Leben wegzunehmen“.

Ein langer Prozess: Drei Jahre arbeitete er mit seinem Team an dem Projekt. In aufwendiger Handarbeit wurde Folie für Folie, Einstellung für Einstellung nachgezeichnet. Auf das Original verweist nur mehr der Titel „Die reine Notwendigkeit“, also die „bare necessities of life“, von denen Balu der Bär in der englischen Filmvorlage singt.

Kennzeichnend für Claerbouts Arbeiten ist das Verschwimmen der Grenzen zwischen Fotografie und Film. Claerbout dekonstruiert so die linearen Zeitverläufe und hinterfragt die Art und Weise, wie Geschichten mittels Bildern erzählt werden.

Kurator Martin Engler, Sammlungsleiter Gegenwartskunst, schätzt sich besonders glücklich, dass das Werk durch die großzügige Unterstützung von Dr. Mathias Boehringer und der Städel Gartengesellschaft für die Städelsche Sammlung erworben werden konnte. Das öffentliche Künstlergespräch, das Martin Engler zur Eröffnung mit David Claerbout geführt hat, könnt ihr euch nachträglich auf YouTube anschauen.


Marie Luise Blaschke ist zurzeit Praktikantin in der Abteilung Presse und Onlinekommunikation.

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