Im November 2015 lud das Städel seine Online-Gefährten zum Community Abend ins Museum ein. Ein Abend, der hinter die Kulissen und durch die Sammlung führte. Doch was war mit der Community, die an diesem Abend nicht anwesend sein konnte? Ein Erfahrungsbericht über den Einsatz von Periscope
Das Event für die Online-Community war genau der richtige Anlass für unser Experiment: Erstmals starteten wir mit Hilfe der mobilen App „Periscope“ einen Video-Livestream, der einige Teile des Abends in Echtzeit ins Internet übertrug. Online-Begleiter der Veranstaltung konnten so nicht nur durch Mitlesen der verschiedenen Social Media-Feeds teilhaben, sondern quasi durch die Augen einer anderen Person im Städel mit dabei sein und ihre Fragen direkt während des Livestreams stellen.
Als Warming-up streamten wir bereits am Tag vor der Veranstaltung ein erstes Video mit dem Aufruf zur Veranstaltung und einigen Infos – umso überraschter waren wir, das gleich mehrere Zuschauer unseren ersten Testlauf verfolgten. Am Abend selbst wurde dann unter anderem die Begrüßung und ein Rundgang durch die Städel Sammlung, bei dem anhand von vier Werken die 200-jährige Geschichte des Städel vorgestellt wurde, via Periscope ins Netz gejagt. Ein Höhepunkt war sicherlich die Poetry Slam-Lesung unseres Kollegen über seine „Lehrjahre“ am Städel.
Von den Machern der App wurde Periscope übrigens so entwickelt, dass lediglich ein Smartphone mit Videofunktion und ausreichend Datenvolumen oder WiFi zur Verfügung stehen muss. Doch um das Bild während der Aufnahmen im Museum zu stabilisieren, haben wir unser Smartphone mittels eines Adapters auf ein Schulterstativ geschraubt. Der Ton wurde dann über externe Mikrophone mit Hilfe einer Funkstrecke ins Smartphone eingespeist. So konnte unser Kameramann Rik Oppermann (Oh Patrone) trotz gelegentlicher Entfernung zum Guide stets guten Ton abgreifen. Ihn begleitete noch eine Teamkollegin, die während des Streams das Feedback aus der Community an die Kunstvermittlerin weitergab und so half, dass alles im Auge behalten wurde: „Wie heißt die Kunstvermittlerin?“ „Was für ein Bild hängt links daneben?“
Nun mag manch einer sagen, Livestreaming ist doch keine neue Idee: „Das gab es schon! Warum wurden Führungen nicht schon früher gestreamt?“ Im Gegensatz zu üblichen Livestreams ermöglicht Periscope eine (übrigens kostenfreie) Kommunikation in zwei Richtungen. So können die Zuschauer innerhalb des Livestreams Kommentare und Fragen posten. Die filmende Person kann dieses Feedback unmittelbar während der Aufzeichnung lesen und somit auch sofort Antworten geben und reagieren. Diese Form der Einbindung der Community und Rückkopplung kommt der Interaktion von Guide und Teilnehmern „klassischer“ Führungen im Museum sehr nahe – auch wenn unsere Vermittlerin nicht in die Augen von Besuchern, sondern in eine Kameralinse schaute. Gerade für Museen ist Periscope sicherlich ein spannender Kanal – wir werden weiter ausprobieren!
Als Museum sind wir es gewohnt, dass die Besucher zu uns kommen. Doch mittels der Live-Übertragungen und entgegen der Raum-Zeit-Kontinuität, ist es ganz gleich, wo sich die User, Betrachter, Besucher befinden, sie können durch eine Sonderausstellung geführt werden, ihre Fragen loswerden und einen Blick hinter die Kulissen werfen, auch wenn sie nicht in Frankfurt sind. Bei unseren ersten Gehversuchen erreichten uns beispielsweise direkt Grüße aus Russland. Dies scheint der Teleportation doch recht nahe zu kommen!
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