Zum Abschluss von „200 Jahre Städel“ zeigt des Städel Museum eine neue Werkgruppe des US-amerikanischen Konzeptkünstlers John Baldessari. Der Ausstellungsfilm verrät mehr über die Idee dahinter.
Die Ausstellung „John Baldessari. The Städel Paintings“ präsentiert 16 neue Arbeiten Baldessaris, mit denen er einen ganz eigenen Blick auf ausgewählte Werke aus der Städelschen Sammlung wirft. „Der Künstler, der vor 50 Jahren seine Bilder verbrannt hat, nimmt jetzt wieder den Pinsel in die Hand und malt bestimmte Details seiner ausgewählten Bilder bewusst nach“, bringt Martin Engler, der Kurator der Ausstellung und Leiter der Abteilung Gegenwartskunst, die Bedeutung der Werkreihe im Film auf den Punkt. Auswählen, Fokussieren, Übermalen, Texten – so ließe sich etwas überspitzt der Arbeitsprozess hinter den „Städel Paintings“ zusammenfassen. John Baldessari wählte Werke aus allen Sammlungsbereichen des Städel aus, isolierte aus diesen bestimmte Details, vergrößerte diese Ausschnitte, übermalte sie teilweise und setzte Texte daneben oder darunter. Die Texte erinnern an Hollywood-Drehbücher, beziehen sich auf die zu sehenden Bilddetails und sind darüber hinaus auch kritische Kommentare zum zeitgenössischen Kunstbetrieb. „Es ist eine Geschichte zwischen Bild und Text. Der Künstler setzt einen Prozess in Gang, wo wir als Betrachter dann letztlich versuchen, eine Geschichte zu entwickeln“, so Martin Engler.
John Baldessari wurde 1931 in National City, Kalifornien, geboren und zählt heute zweifelsohne zu den international bedeutendsten Vertretern der Gegenwartskunst. Ende der 1960er beginnt Baldessari, sich der für ihn typischen Zusammenführung von Bild und Text zu widmen. Das Jahr 1970 markiert mit dem „Cremation Project“ den inzwischen legendären Bruch des Künstlers mit seinem vorangegangen Schaffen: Indem Baldessari sich dazu entschließt, alle seine zwischen 1953 und 1966 entstandenen und in seinem Besitz befindlichen Bilder zu verbrennen, macht er symbolträchtig und radikal Tabula rasa. Diese Aktion bedeutet keineswegs das Ende des Künstlertums von John Baldessari, sondern – ganz im Gegenteil – einen überaus produktiven Neubeginn. Baldessari bedient sich nun mit Vorliebe Elementen der amerikanischen Massenkultur, indem er etwa sogenanntes Found Footage aus Filmen verwendet, und lässt gleichzeitig den kunstgeschichtlichen Kanon in seine Arbeiten einfließen. Er orientiert sich ebenso an der klassischen Moderne mit ihren Bildstrategien wie Montage oder der Integration von Alltagselementen als auch an den Nachkriegsavantgarden und deren Konsum- und Mediendiskursen. Vor allem bekannt geworden durch seine knallbunten „Dot Paintings“ ist das künstlerische Werk Baldessaris in seiner Gesamtheit variantenreich und vielschichtig. Es folgt einem interdisziplinären Ansatz und verknüpft Bild und Sprache sowie Malerei und Fotografie.
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