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„Mädchen mit blondem Haar“ von Helene Schjerfbeck

Die Sammlung Kunst der Moderne im Städel Museum zeigt ab sofort ein neues Gesicht. Wer ist diese in sich gekehrte blonde junge Frau?

Jannikhe Möller — 1. Februar 2016

Who’s that girl?

Verschlossen wirkt das blonde Mädchen, das in seine Lektüre vertieft ist. Die finnische Künstlerin Helene Schjerfbeck (1862–1946) wählt einen freien Pinselstrich und eine reduzierte, atmosphärische Farbwahl für ihr abstrahierendes Figurenbild „Mädchen mit blondem Haar“. Das Gemälde entstand 1916 und ist ein herausragendes Beispiel für die Porträts, die Schjerfbeck ab der Mitte der 1910er-Jahre schuf. Mit großer Sensibilität porträtiert sie hier die Nachbarstochter Impi Tamlander. Das Gemälde ist verwandt mit dem Doppelporträt „The Family Heirloom“ (1915–16, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery Helsinki), das im selben Jahr entstand und das Impi mit ihrer Schwester Jenny zeigt. In dem vom Städelschen Museums-Verein erworbenen Bildnis isoliert die Künstlerin die jüngere Schwester. Beide Darstellungen zeichnen sich durch ihr Spiel mit Intimität und Distanz aus. Bereits im Jahr seiner Entstehung wurde das Städel Werk in der Ausstellung „Finsk konst“ in der Liljevalchs konsthal in Stockholm präsentiert und an den Industriellen Uno Donner verkauft. Seitdem befand sich das Gemälde in finnischem Privatbesitz und wurde nicht wieder außerhalb von Finnland gezeigt.

Das Bild ist ab sofort in der Sammlungspräsentation Kunst der Moderne im Städel Museum zu sehen und tritt hier in den Dialog mit den Werken anderer skandinavischer Künstler wie Vilhelm Hammershøi und Edvard Munch.

Helene Schjerfbeck, Mädchen mit blondem Haar, 1916

Helene Schjerfbeck (1862–1946); Mädchen mit blondem Haar, 1916; Öl auf Leinwand, 56,5 x 44,5 cm; Städel Museum, Frankfurt am Main, erworben durch den Städelschen Museums-Verein; Foto: Städel Museum

And who’s that girl from the two euro coin?

Die 1862 in Helsinki geborene Helene Schjerfbeck gilt als die wichtigste Figuren- und Bildnismalerin Finnlands und wird heute als Nationalheldin gefeiert. Sie studierte von 1873 bis 1877 an der Zeichenschule der Finnischen Kunstgesellschaft in Helsinki und im Anschluss für zwei Jahre an der privaten Kunsthochschule von Adolf von Becker. Stipendien ermöglichten der Künstlerin Reisen nach Frankreich und Italien sowie die Fortführung ihres Studiums bei Leon Bonnat, Jean-Léon Gérôme und Gustave Courtais in Paris. Sie stellte ab 1883 regelmäßig im Pariser Salon aus und war 1889 an der Weltausstellung in Paris beteiligt, wo sie für ihr Gemälde „Die Genesende“ (1888, Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery, Helsinki) die Bronzemedaille erhielt. In den 1890er-Jahren kehrte Schjerfbeck nach Finnland zurück. Sie arbeitete dort ab 1894 als Zeichenlehrerin an der Zeichenschule des Finnischen Kunstvereins und verkaufte ihre Arbeiten an private und öffentliche Sammlungen. Gesundheitliche Gründe bewogen die Künstlerin 1902 dazu, die Lehre aufzugeben. Fortan lebte sie in weitgehender Abgeschiedenheit und widmete sich ganz der Malerei.

Den Höhepunkt ihrer Karriere kennzeichnete ihre erste Einzelausstellung in Stenmans Salon in Helsinki 1917, die den Beginn einer breiten Rezeption durch die Öffentlichkeit darstellte. 1920 wurde Helene Schjerfbeck die höchste Auszeichnung der finnischen Republik, der Weiße Orden, zugesprochen. Auch im hohen Alter nahm die Malerin an Ausstellungen in Oslo, Stockholm, Liljevalch, Kiel und Berlin teil und verkaufte ihre Arbeiten europaweit. 2012 ließ Finnland zu Ehren von Helene Schjerfbecks 150. Geburtstages eine 2-Euro-Gedenkmünze mit ihrem Porträt prägen.


Die Autorin Jannikhe Möller arbeitet in der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und würde sich sehr freuen eine Helene Schjerfbeck Münze in ihrem Portemonnaie zu finden.

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