Wie kam das Ehepaar Knoll dazu, Otto Hofmanns Werke schon ab den 1970er-Jahren zu sammeln und was hat eine Ruine in Italien damit zu tun?
Der Künstler Otto Hofmann war ein Bauhaus Schüler. Die Bauhaus-Lehre beeinflusste ihn nachhaltig. Zeit seines Lebens blieb er den Ideen treu. Kennengelernt haben Sie sich allerdings abseits der Bauhausmetropolen in dem kleinen Dorf Pompeiana in Italien. Wie kam es dazu?
Helga Knoll: Mein Mann Helmut und ich haben Otto Hofmann 1975 kennengelernt, nachdem wir in Pompeiana (Ligurien) eine Ruine gekauft haben, die durch das Erdbeben 1887 zerstört worden war. Zuerst lernten wir seine Tochter Nina kennen und dann die ganze Familie. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Die Hofmanns hatten ein Gästehaus, in dem wir freundschaftlicher Weise, hauptsächlich mein Mann, während der Bauphase übernachten konnten. Mein Mann flog oft zwischen Frankfurt und Genua hin und her, um die Bauleitung zu betreuen.
Wann haben Sie begonnen, Otto Hofmanns Werke zu sammeln und warum?
Mein Mann war eher an den Brücke-Künstlern interessiert, z. B. Ernst Ludwig Kirchner oder Erich Heckel, ich wiederum fand die Arbeiten der Bauhaus-Meister spannender. Als wir Otto Hofmann kennenlernten und seine Arbeiten zum ersten Mal sahen, war es wie eine glückliche Fügung, sein Stil war genau die Art Kunst, die mich von Anfang an begeistert hatte. Ich war oft in seinem Atelier und wir hatten immer sehr gute Gespräche über Kunst. Er hat seine älteren Werke für mich aus den Schubladen geholt – zumindest die, die noch erhalten waren, denn er musste auf seiner Flucht aus der DDR auch einen großen Teil zurücklassen. Er hat mir die Arbeiten präsentiert und aus seinem Leben erzählt.
Nachdem unser Haus fertiggestellt war, hatten wir dann auch den Raum für Kunst. Ungefähr 1978 bin ich mit den Hofmanns nach Köln gefahren, um seine Werke von dem Sohn der verstorbenen Galeristin Aenne Abels auszulösen. Darunter das Ölbild Erzählung von 1952, das auch in der Ausstellung zu sehen ist. Wir haben diese Werke quasi gerettet, indem wir sie zu uns geholt haben. Einige davon sind geblieben, andere hat Otto Hofmann nach Italien gebracht und ein Teil wurde weiterverkauft.
Wie war Otto Hofmann der Künstler und wie die Privatperson?
Vor dem Krieg war er Kommunist, wie auch viele andere Künstler dieser Zeit. Danach war er sozialistisch eingestellt, wie im Übrigen auch seine Mutter, von der er mir oft erzählt hat. Er war hochintelligent, sehr gebildet – ich konnte viel von ihm lernen. Insgesamt war er ein sehr liebenswerter Mensch, aber auch durchaus streitbar. Mein Mann und er haben sehr viel über politische und gesellschaftliche Themen diskutiert, sie hatten unterschiedliche politische Einstellungen und konnten darüber leidenschaftlich debattieren.
Sie haben nicht nur Hofmanns Malerei gesammelt, sondern auch Designobjekte vom Künstler. Was interessierte Sie besonders daran und gibt es ein Lieblingsstück?
Die zwei weißen Vasen von Hutschenreuther 1962 wurden mir geschenkt und waren immer mit Blumen im Haus in Pompeiana aufgestellt. Die Deckeldose „Teheran“ 1958 habe ich ersteigert, eine schöne Arbeit. Das Motiv wurde von Hofmann auch für andere Objekte genutzt, daher war es mir bereits vertraut und ich war fasziniert davon. Ich habe dann in Auktionskatalogen nach solchen Stücken gesucht und schließlich die Dose bei einer Versteigerung gefunden, das hat mich sehr gefreut.
Warum haben Sie sich für den Verbleib Ihrer Sammlung mit Werken von Otto Hofmann für das Städel Museum entschieden?
Die Entstehung der Gartenhallen hatten wir von Italien aus verfolgt. Es hat uns sehr beeindruckt – keine Mehrkosten, Bauzeit eingehalten und hauptsächlich durch Spenden finanziert. Das hat uns dazu bewogen, unsere Sammlung mit Arbeiten von Otto Hofmann dem Städel Museum zu überlassen. Nachdem mein Mann 2019 gestorben war und ich die große Villa mit Garten verkauft hatte, habe ich mich entschlossen, die gesamte Sammlung an das Städel zu geben.
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