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Der „Heller-Altar“ von Albrecht Dürer

Krönung, Räderung, Hinrichtung – hier geht es nicht um einen Krimi oder Historienepos, sondern um ein bedeutendes Altar-Werk von Albrecht Dürer (1471–1528), den „Heller-Altar“. Wir haben uns dieses Highlight der Dürer-Ausstellung im Städel genauer angesehen und erklären Euch, was es mit den einzelnen Tafeln auf sich hat.

Vanessa Tron — 18. November 2013
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Die Festtagsseite des Heller-Altars von Albrecht Dürer (1471–1528): Der Heller-Altar im geöffneten Zustand, 1507-1509; historisches museum frankfurt; Foto: Horst Ziegenfusz

Im Jahr 1507 beauftragte der wohlhabende Kaufmann Jakob Heller die Werkstatt Albrecht Dürers mit einem Altar, der in der Dominikanerkirche in Frankfurt aufgestellt werden sollte. Ein äußerst wichtiger und bedeutender Auftrag, den Dürer mit größter Sorgfalt und Mühe ausführte und der Dürer außerordentliche künstlerische Fähigkeiten zeigen sollte. „Will ich noch etwaß machen, das nit viel leut khönnen machen“, hatte Dürer in einem Brief an Jakob Heller geschrieben.

Heller wünschte sich einen Wandelaltar, also ein Werk, das neben einer großen Mitteltafel auch zwei Seitenflügel besaß. Diese Seitenflügel waren von beiden Seiten bemalt, sodass der Altar geöffnet und geschlossen werden konnte. Nur an Sonn- und Feiertagen durfte man die aufwändig gestalteten Innenseiten und den Mittelteil bestaunen.

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Im Zentrum des Heller-Altars: die Krönung und Himmelfahrt Marias durch Gottvater und Jesus auf dem Mittelteil.

Auf der Mitteltafel ist die Krönung und Himmelfahrt Marias durch Gottvater und Jesus dargestellt. Die Taube über der Krone Marias symbolisiert den Heiligen Geist. Beobachtet wird die Szene von den zwölf Aposteln. Die Mitteltafel war Dürer besonders wichtig, weswegen er diese selbst und mit größter Sorgfalt anfertigte. Heute ist dieser Teil des Heller-Altars nur noch als Kopie aus dem frühen 17. Jahrhundert von Jobst Harrich erhalten. Das Original fiel 1729 einem Brand zum Opfer.

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Dürer höchtspersönlich im Detail des Mittelaltars: auf der Tafel ist sein Monogramm „AD“ zu sehen.

Typisch Dürer: Der Meister ver­ewigte sich auf dem Mittelteil selbst in dem Werk. Zu sehen ist er mit einer Inschrift-Tafel, auf der man bei genauem Betrachten auch Dürers Monogramm „AD“ entdecken kann.

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Vorzeichnung als Vorbereitung für den Altar: Zu den heute noch insgesamt 18 erhaltenden Vorstudien gehören auch diese „Füße eines knienden Apostels“.

Dürer fertigte in Vorbereitung für den Altar zahlreiche Vorstudien an, von denen heute noch 18 erhalten sind. Dazu gehören auch diese „Füße eines knienden Apostels“, eine Zeichnung, die ebenfalls in der Ausstellung im Städel zu sehen ist. Dürers berühmte „Betende Hände“, die tausendfach kopiert und als Motiv auf Kondolenzkarten noch heute gegenwärtig sind, waren ebenfalls als Vorzeichnung für den Apostel mit dem rosa Umhang (zu sehen rechts im Hintergrund) angefertigt. Heute sind diese berühmter als der Altar.

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Die Martyrien der Heiligen Katharina von Alexandrien und des Heiligen Jakobus.

Namenspatrone des Stifterehepaares – Katharina und Jakob Heller – identifiziert werden können. Auf der rechten Seite sehen wir das Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandrien. Sie hielt standhaft am christlichen Glauben fest, sollte zunächst gerädert werden und wurde schließlich enthauptet. Ganz ähnlich erging es dem Heiligen Jakobus. Er war ein Jünger Jesu, der nach seiner Enthauptung angeblich im spanischen Santiago de Compostela bestattet wurde – daher heißt der Pilgerweg dorthin auch „Jakobsweg“.

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Die Stifter des Altars: Auf der linken Seite ist Jakob Heller mit seinem Familienwappen zu sehen, auf der rechten seine Frau, Katharina Melem, ebenfalls mit Wappen.

Jeweils unter den Martyrien angeordnet sind die Stifter zu erkennen: Auf der linken Seite Jakob Heller mit seinem Familienwappen, auf der rechten seine Frau, Katharina Melem, ebenfalls mit Wappen. Der Kaufmann war damals einer der wohlhabendsten Bürger Frankfurts. Mit der Stiftung des Altars an die Frankfurter Dominikanerkirche wollte Jakob Heller sowohl für sein Seelenheil sorgen, als auch demonstrieren, dass er sich den kostspieligen Auftrag bei dem berühmten Maler aus Nürnberg leisten konnte.


Die Autorin Vanessa Tron arbeitet in der Abteilung Press- und Öffentlichkeitsarbeit des Städel Museums. Sie freut sich jedes Mal, wenn sie die Bürotür öffnet: Der Blick fällt dann nämlich direkt auf den Heller-Altar in der Dürer-Ausstellung.

Heute sind die Tafeln des Altars zwischen dem Historischen Museum Frankfurt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Städel Museum aufgeteilt. Noch bis 2. Februar 2014 können Kunstliebhaber die Tafeln in ihrer vollen Pracht und wiedervereint in unserer Ausstellung Dürer. Kunst – Künstler – Kontext bewundern.

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