Wenn ich dieser Tage am Städel vorbeigehe, wird mein Blick unweigerlich von dem riesigen Banner an der Fassade angezogen: „Monet und die Geburt des Impressionismus“. Bei meiner Suche nach Informationen werde ich schnell fündig: Obwohl die Präsentation erst am 11. März startet, verspricht das Digitorial, ein neues digitales Vermittlungsformat, schon jetzt spannende Einblicke.
Neugierig geworden öffne ich den Link www.monet.staedelmuseum.de, die Navigation ist einfach und intuitiv: Während ich nach unten scrolle, kommt plötzlich Bewegung in die Seite. Ausgehend von einem Bildausschnitt, auf dem eine abwehrende Hand zu sehen ist, wird während des Scrollens auf die gesamte Abbildung gezoomt. Auf der Karikatur von 1877, so erklärt mir der kurze Text daneben, ist ein Gendarm zu sehen, der gerade eine Schwangere davon abrät, die Ausstellung der Impressionisten zu besuchen.
Was verboten ist, weckt in der Regel die Neugier. Ich will MEHR erfahren und klicke auf das entsprechende Kästchen mit dieser Aufschrift. Elegant blendet sich der Text ein. Nach wenigen Sätzen bin ich mitten im Thema. Jeder Klick und jede Scrollbewegung ermöglicht faszinierende Einblicke in die Malerei der Impressionisten, die im Städel Museum in der Sonderausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ vom 11. März bis 21. Juni 2015 im Fokus stehen wird.
Anhand ausgewählter Werke impressionistischer Künstler, die auch in der Ausstellung zu sehen sein werden, präsentiert das Digitorial in kompakter Form die Entwicklung des Impressionismus von den Anfängen der Künstler während der 1860er und 1870er Jahre bis hin zur malerischen Auflösung des Motivs. An verschiedenen Stellen fliegen farbige Buttons in die Seite rein. Ein Klick und das Plussymbol darauf dreht sich wie der Verschluss eines Safes und klappt eine Textbox aus. Hier erhalte ich spannende Zusatzinformationen zu Themen wie der Freilichtmalerei, dem Pariser Salon, der Fotografie oder aktuellen Erkenntnissen aus der Restaurierung. Über einen Player höre ich eine Frauenstimme, die Fragen zu Claude Monets Gemälde „Pfirsichglas“ aufwirft. Während ich zuhöre, kann ich das Bild ganz in Ruhe studieren. Einige Details, die sie erwähnt, wären mir vielleicht nicht aufgefallen. Weiter unten reihen sich die beschriebenen Detailausschnitte aus dem Gemälde nebeneinander auf. So habe ich Gelegenheit, auch diese mir näher anzusehen.
Mit Hilfe einer Videosequenz kann ich einen Vergleich zwischen den Spiegelungen auf einer bewegten Wasseroberfläche und der malerischen Umsetzung in Claude Monets „La Grenoillère“ ziehen. An einer anderen Stelle wird im Video anschaulich verdeutlicht, welchen Anblick der Künstler vor sich gehabt haben könnte, als er 1877 den Bahnhof Saint-Lazare, eingehüllt in die dichten Rauchwolken der Dampflokomotiven, malte. Ein besonderer Spaßfaktor am Digitorial ist, dass die Effekte jederzeit wiederholt und je nach Belieben langsamer oder schneller abgespielt werden können. Möchte ich also ein Bilddetail noch einmal genauer ansehen oder habe ich einen der Buttons übersprungen, kann ich einfach nach oben scrollen und „zurückspulen“. Man kann sich entweder in fünfzehn Minuten einen Überblick verschaffen oder dem Digitorial auch eine Stunde widmen. Abgerundet wird das Ganze durch einen Geheimtipp. Ein Hinweis auf einen spannenden Fakt zu einem Kunstwerk, den man sich am besten beim Ausstellungsbesuch am Original ansehen sollte.
Im Café zeige ich einer kunstinteressierten Freundin das Digitorial. Auch meinem kleinen Smartphone-Bildschirm sind die Texte genauso gut lesbar wie am PC. Bei Kaffee und Kuchen planen wir unseren gemeinsamen Ausstellungsbesuch und finden in der ausklappbaren Infoleiste am rechten Bildrand schnell alle wichtigen Informationen, vom Ticketkauf bis hin zu den Programmtipps. Das Digitorial präsentiert wesentliche Ausstellungsinhalte verpackt in einer spannenden Erzählung. Die Effekte machen nicht nur unglaublichen Spaß, sondern werden sinnvoll so positioniert, dass sie das Lernen unterstützen. Aus diesem Grund wollen wir auch anderen das multimediale Vermittlungstool zeigen und teilen den Link einfach und bequem über die integrierten Social-Media Buttons – die kleine Hoffnung auf den Gruppenrabatt beim Ausstellungsbesuch spielt dabei eventuell auch eine winzig kleine Rolle.
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