Was heute ein stattliches Museum ist, war vor 200 Jahren die Sammlung eines Kaufmannes. Ein interaktives Webspecial nimmt uns nun mit auf eine Zeitreise – zu drei unterschiedlichen „Städel Museen“.
Johann Friedrich Städels Sammlung bildete vor 200 Jahren die Grundlage für das heutige Städel Museum. Sein Haus war vom Boden bis zur Decke mit Kunst tapeziert. Aber welche Bilder waren ihm besonders wichtig? Und wie veränderte sich der Blick auf die Bilder, als aus der Privatsammlung ein Museum wurde?
Diese Fragen können wir nach langjähriger Forschungsarbeit nun beantworten. Dank 3D-Technik haben wir die historischen Sammlungsräume wiederauferstehen lassen. Und dabei viel Neues über alte Sehgewohnheiten gelernt. Das Webspecial „Zeitreise“ führt nun alle, die neugierig sind, ins 19. Jahrhundert.
Als Johann Friedrich Städel 1816 starb, hinterließ er nicht nur zahlreiche Kunstwerke, sondern auch ein repräsentatives Anwesen am Frankfurter Rossmarkt. Städel selbst wohnte im Hinterhaus. Im Vorderhaus befanden sich unten die Empfangs- und Geschäftsräume seines Spezereienhandels, in den darüber liegenden Geschossen jedoch Sammlungsräume. Für die Website haben wir die repräsentativste erste Etage rekonstruiert.
Zwischen 1816 und 1833 war das Städelsche Kunstinstitut am Rossmarkt beheimatet. Man hatte um- und angebaut, doch genügte das Bürgerhaus den Bedürfnissen eines modernen Museums nicht. Deshalb zog man in ein Palais an der Neue Mainzer Straße, das auch genügend Raum für die Ateliers der Kunstakademie bot, die ebenfalls zu Städels Vermächtnis gehörte.
Vierzig Jahre später gelang der große Wurf. Die großzügige Anlage von Museum und Kunstakademie (der heutigen Städelschule) setzte den städtebaulichen Ton beim Entstehen des neuen Stadtteils von Sachsenhausen. Die Gemälde wurden im Obergeschoss des Museums (dem heutigen Altmeister-Flügel) gezeigt. Wie sie zum Zeitpunkt der Eröffnung 1878 vermutlich gehangen haben, konnten wir anhand von Planungsunterlagen nachvollziehen.
Was wissen wir über Architektur und Ausstattung der drei Museumsgebäude 1816, 1833 und 1878? Nach welchen Kriterien waren die Kunstwerke in den Räumen verteilt und was sollte ein Rundgang vermitteln? Das Unterkapitel „Haus“ beleuchtet diese Fragen für jede Zeitstufe. Daneben wirft es einen Blick auf die Quellen, die uns zur Verfügung gestanden haben.
Die Rekonstruktionen sind als 3D-Modelle angelegt. Dadurch machen sie Blickachsen und räumliche Bezüge unmittelbar sichtbar. Das „virtuelle Bauen“ hat uns zudem grundsätzlich geholfen zu verstehen, wie Städels Haus aussah.
Navigiert man weiter zum Punkt „Räume“ kann man über die Grundrisse zu den Räumen und danach zu den einzelnen Wänden gelangen. Vielleicht findet Ihr Euer Lieblingsbild aus dem heutigen Städel hier wieder? Durch einen Klick lassen sich zu jedem Gemälde vertiefende Informationen aufrufen.
Doch was bedeuten die Rahmen ohne Bilder? Johann Friedrich Städel hatte ausdrücklich festgelegt, dass Gemälde verkauft werden dürfen, um vom Erlös bessere zu erwerben. Dieser Maxime ist das Städel Museum noch bis 1934 gefolgt! Mit Detektivarbeit konnten immerhin 66 der etwa 900 Gemälde, die in den rekonstruierten Räumen zu sehen sind, durch Schwarz-Weiß-Fotos oder Stellvertreter visualisiert werden. Doch die Rahmen der übrigen 273 verlorenen Bilder sollten nicht leer bleiben. Deshalb haben wir sie mit den entsprechenden Ausschnitten aus den Hängeplänen gefüllt, die uns Auskunft über die Anordnung der Bilder an der Wand gegeben haben.
Von unseren 3D-Modellen war es nur ein kleiner Schritt zur virtuellen Welt. Mit Hilfe einer Virtual-Reality-App könnt Ihr jetzt erfahren, wie sich ein Besuch im Städel Museum des Jahres 1878 angefühlt hat. Sie funktioniert für Samsung Gear VR und ist gratis. Wer in der realen Welt bleiben möchte, kann auch eine PC-App herunterladen und am Windows-Computer nutzen.
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