Navigation menu

Katja Hilbig, Leiterin des Ausstellungs­dienstes

Im Museum gibt es unzählige Berufe, die dem Besucher mal mehr, mal weniger bekannt sind. In unserer neuen Blogserie stellen wir die vielen Gesichter des Hauses und ihre Tätigkeiten im Städel vor. Den Auftakt macht Katja Hilbig, die als Leiterin des Ausstellungsdienstes viele Fäden zusammenführt.

Silke Janßen — 14. Februar 2014
Neben Museumsstifter Johann Friedrich Städel im Foyer: Katja Hilbig, die Leiterin des Ausstellungsdienstes

Neben Museumsstifter Johann Friedrich Städel im Foyer: Katja Hilbig, die Leiterin des Ausstellungsdienstes

Gemeinsam mit den fünf Mitarbeitern ihrer Abteilung sorgt Katja Hilbig, die seit 2001 im Städel Museum tätig ist, dafür, dass bei Sonderausstellungen alle Werke an den vorgesehenen Stellen zur richtigen Zeit gehangen oder platziert werden, Kunsttransporte in alle Welt reibungslos verlaufen und bei Ankäufen von Arbeiten auch das Vertragswerk wasserfest ist. Ein Beruf also, der ganz unterschiedliche Tätigkeiten vereint: Katja Hilbig prüft juristische Verträge, sie organisiert gemeinsam mit Kuratoren, dem Direktor, der Verwaltung und Kollegen anderer Museen neue Projekte und Sonderausstellungen, auf der anderen Seite ist sie mit vor Ort, wenn die Ausstellungsarchitektur errichtet wird, Bilder ausgepackt und in der Ausstellung gehangen werden und der millimetergenaue Blick gefragt ist. Dabei achtet sie stets darauf, dass sowohl die Sicherheitsbestimmungen als auch ästhetische Fragen berücksichtigt werden.

Arbeit am Modell: Jede Ausstellung wird hier zunächst geplant.

Bis zu vier Jahre Vorlauf

„Die Mitarbeiter des Ausstellungsdienstes sind eigentlich immer die ersten im Haus, die an einem Projekt oder einer Sonderausstellung zu arbeiten beginnen“, erzählt Hilbig. Wie viel Raum für die Schau benötigt wird, welches Budget zur Verfügung steht und viele weitere Grundsatzfragen stehen am Anfang der Planung, die sie gemeinsam mit dem Direktor, der Geschäftsführung und den Kuratoren des jeweiligen Projekts bespricht. Diese ersten Planungen können deswegen auch schon mal vier Jahre vor dem eigentlichen Eröffnungstermin beginnen. „Ein Jahr Vorlauf ist jedoch auf jeden Fall das Mindeste an Vorbereitungszeit.“

Millimetergenau: Wenn ein Werk seinen Standort ändert, ist der Ausstellungsdienst immer mit dabei, hier im Städel Garten.

Millimetergenau: Wenn ein Werk seinen Standort ändert, ist der Ausstellungsdienst immer mit dabei, hier im Städel Garten.

Jonglieren mit vielen Bällen

Die Vielfältigkeit ihrer Arbeit und die aufwändigen Vorbereitungen, oftmals verbunden mit komplexen Verhandlungen mit unterschiedliche Vertragspartnern macht den Reiz ihrer Tätigkeit aus: „Ich jongliere mit sehr vielen Bällen, die gleichzeitig in der Luft sind. Wichtig ist dabei, ein gutes Nervenkostüm und auch keine Angst zu haben, dass einer der Bälle einmal aus dem Takt gerät.“ Zu den bisher größten Herausforderungen ihrer Arbeit zählt sie die Planung und Umsetzung des Städel Erweiterungsbaus. „Während der rund dreijährigen Bauphase gab es über 11.000 Bildbewegungen“, erzählt die 42-Jährige. Diese logistisch zu meistern – und dabei nie die hohen Sicherheitsanforderungen des Museums aus dem Blick zu lassen – war ein hochkomplexer Prozess: Interimsdepots wurden geschaffen, die jeweils benötigten Klimaanforderungen mussten stets gewährleistet werden, 1.200 Werke wurden neu in die Sammlung integriert und gleichzeitig waren 100 Meisterwerke des Städel Museums weltweit auf Ausstellungstournee. „Unsere Abteilung arbeitet immer mit allen gemeinsam“, sagt die gebürtige Frankfurterin, „dabei halten wir oftmals die ganz verschiedenen Fäden der einzelnen Projekte zusammen.“

Ziwschen Registierkasse, weißen Hanschuhen und Excell-Tabellen: am Arbeitsplatz von Katja Hilbig

Zwischen Rechenmaschine, weißen Handschuhen und Excel-Tabellen: am Arbeitsplatz von Katja Hilbig

Keine Standardlösung

Eine Standardvorgehensweise oder -lösung gibt es für die vielen verschiedenen Anfragen dabei nicht. Im Gegenteil: „Es gibt immer wechselnde Lösungen für immer wieder unterschiedliche Anforderungen“, sagt die Allrounderin Hilbig, die Politikwissenschaften und Jura studierte, aber schon während des Studiums im kulturellen Bereich unter anderem in einer Galerie tätig war und nach Stationen als Produktionsleiterin am Theater und als Assistentin des Direktors der Schirn Kunsthalle schließlich 2001 ins Städel kam. „Jedes Werk möchte individuell behandelt werden. Allein der Transport von Anselm Kiefers tonnenschwerem Werk „Heereszüge Alexanders des Großen“ hat uns – und eine 8-köpfige Spezialeinheit der Transportfirma Schenker – zwei millimetergenaue Tage in Bann gehalten.“


Die Autorin Silke Janßen arbeitet im Städel Museum in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Für diesen Artikel begleitete sie Katja Hilbig bei ihrer täglichen Arbeit und konnte auf diese Weise unter anderem einen Blick in das Rahmendepot des Städel mit seinen über 850 Rahmen aus verschiedensten Jahrhunderten werfen.

Diskussion

Fragen oder Feedback? Schreiben Sie uns!

Mehr Stories

  • Städel Digital

    Städel Universe: Von der Idee zum Game

    Im Interview gibt Antje Lindner aus dem Projektteam Einblicke in die Entstehung der hybriden Anwendung.

  • Engagement

    Wahlverwandtschaft

    Im Interview verrät Monika Wenzel, warum sie und ihr Mann das Städel Museum zu ihrem Erben bestimmt haben.

  • ARTEMIS Digital

    Digitales Kunsterlebnis trifft wegweisende Demenz-Forschung

    Wie sieht eine digitale Anwendung aus, die Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zeit- und ortsungebunden einen anregenden Zugang zur Kunst ermöglicht? Ein Interview über das Forschungsprojekt ARTEMIS, über Lebensqualität trotz Krankheit und die Kraft der Kunst.

  • The MuseumsLab

    Das Museum als Labor

    Kennenlernen, Diskutieren, Erfahrungen austauschen und voneinander Lernen – zum dritten Mal hat das Städel Museum an dem afrikanisch-europäischen Austauschprogramm TheMuseumsLab teilgenommen.

  • Screenshot aus dem Prototyp „ARTEMIS Digital“, Einstieg, Städel Museum, Frankfurt am Main
    ARTEMIS Digital

    Das anregende Potential der Kunst

    Kunst trägt nachweislich zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Allerdings kann der Besuch von Museen für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, zur Herausforderung werden. Hier setzt ARTEMIS Digital an. Das erste Testing ist vielversprechend.

Newsletter

Wer ihn hat,
hat mehr vom Städel.

Aktuelle Ausstellungen, digitale Angebote und Veranstaltungen kompakt. Mit dem Städel E-Mail-Newsletter kommen die neuesten Informationen regelmäßig direkt zu Ihnen.

Beliebt

  • Honoré Daumier

    Zur Ernsthaftigkeit der Komik

    Wie Karikaturen funktionieren und warum Daumier für sie ins Gefängnis kam.

  • Der Film zur Ausstellung

    Honoré Daumier. Die Sammlung Hellwig

  • Die Ausstellungen im Städel

    Highlights 2024

    Unser Ausblick auf 2024: Freut euch auf faszinierende Werke von Honoré Daumier und Käthe Kollwitz, lernt die Städel / Frauen kennen, entschlüsselt die Bildwelten von Muntean/Rosenblum, erlebt die Faszination italienischer Barockzeichnungen und reist zurück in Rembrandts Amsterdam des 17. Jahrhunderts.

  • Städel Mixtape

    #34 Jan van Eyck – Lucca-Madonna, ca. 1437

    Ein ruhiger Moment mit Kerzenschein, ihr seid so vertieft, dass ihr alles um euch herum vergesst: Vor rund 600 Jahren ging es den Menschen ähnlich, wenn sie vor Jan van Eycks „Lucca-Madonna“ gebetet haben. In diesem STÄDEL MIXTAPE geht es um das Andachts-Bild eines raffinierten Geschichtenerzählers. 

  • Städel | Frauen

    Louise Schmidt: Bildhauerin!

    Teil 1 der Porträt-Reihe „Städel | Frauen“.

  • ARTEMIS Digital

    Digitales Kunsterlebnis trifft wegweisende Demenz-Forschung

    Wie sieht eine digitale Anwendung aus, die Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zeit- und ortsungebunden einen anregenden Zugang zur Kunst ermöglicht? Ein Interview über das Forschungsprojekt ARTEMIS, über Lebensqualität trotz Krankheit und die Kraft der Kunst.

  • Gastkommentar

    Kunst & Schwarze Löcher mit Astrophysikerin Silke Britzen

    Was sieht eine Astrophysikerin in den Werken der Städel Sammlung? In diesem Gastkommentar eröffnet Silke Britzen (Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn) ihre individuelle Sichtweise auf die Kunstwerke im Städel Museum.