Rubens kommt! 2018 bringt das Städel den großen Barockmaler nach Frankfurt. Wir konnten es nicht erwarten und waren schon mal in seiner Heimatstadt Antwerpen.
Rubens, wohin man blickt: Wer die Strahl- und Innovationskraft des berühmten Barockmalers nachvollziehen möchte, sollte seinen damaligen Lebensmittelpunkt, das flämische Antwerpen, aufsuchen. Am besten folgt man dabei zwei Rubens-Experten, die sich hier auskennen: Jochen Sander, Sammlungsleiter für Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800 und Stellvertretender Direktor am Städel, und Gerlinde Gruber, Kuratorin für flämische Barockmalerei am Kunsthistorischen Museum Wien. Die beiden haben gemeinsam die Ausstellung „Rubens. Kraft der Verwandlung“ kuratiert, die gerade noch in Wien zu sehen ist und im Februar 2018 – in anderer Inszenierung – ins Städel kommt.
Sander und Gruber wollen in den Ausstellungen mehr zeigen, als das, was man auf einem Rubens-Gemälde sieht. Sie interessiert die Geschichte hinter dem Bild – oder andersherum, was davor geschah: der Prozess der Bildfindung. Woher nahm der unglaublich produktive Rubens seine Inspiration? Und wie entwickelte er daraus etwas völlig Neues? „Bisher ging es in Ausstellungen vor allem um die Wirkungsgeschichte von Rubens – in unserer Ausstellung wird seine Arbeitsweise, der kreative und schöpferische Prozess, nun hautnah nachvollziehbar“, so Jochen Sander.
Die Spurensuche führt entlang seines ungewöhnlichen Lebensweges geradewegs nach Antwerpen, dem Sitz seiner Künstlerwerkstatt. Bevor es allerdings in die Arbeitsräume geht, kommt man am Groenplaats nicht vorbei. Hier steht Rubens wie ein Fürst inmitten seiner Stadt. Mit dem Standbild wird weniger der Maler als bürgerlicher Handwerker gefeiert, denn Rubens war weitaus mehr: Kunsttheoretiker und -sammler, geschätzter Gesprächspartner von Gelehrten und Fürsten, sogar Diplomat in europäischen Diensten, der schließlich selbst geadelt wurde.
Besonders nah kommt man Rubens natürlich beim Gang durch seine ehemalige Werkstatt und das angeschlossene Wohnhaus, heute das Rubenshaus. Es beherbergt ein Museum mit idyllischem Garten. Rubens kaufte das Haus 1610 und baute es zu einem italienisch anmutenden kleinen Stadtpalast aus. Es wurde ein wichtiger Treffpunkt der Antwerpener Gesellschaft. Und auch einige der Maler, die für und mit Rubens arbeiteten, sollten es zu internationalem Rang und Namen bringen, darunter Anthonis van Dyck und Jacob Jordaens.
Insgesamt 50 Jahre lang war Rubens selbst produktiv, rund 3000 Gemälde entstanden in seiner Werkstatt, die er wie einen wirtschaftlichen Betrieb geschickt führte. Im Frühjahr 1600, mit 22 Jahren, trat er von Antwerpen aus eine mehrjährige Studienreise nach Italien an. Seine Eindrücke hielt er in unzähligen Zeichnungen fest, die eine wichtige Grundlage für sein weiteres Schaffen bildeten. Besonders antike Skulpturen oder der venezianische Renaissance-Maler Tizian inspirierten ihn. Diese Studien, aber auch Zeichnungen anderer Künstler, wuchsen mit der Zeit zu einem Repertoire an, aus dem sich Rubens und sein Team später nach Bedarf bedienen konnten – um daraus ganz neue Bildideen zu entwickeln.
Ein Beispiel aus der Ausstellung veranschaulicht, wie weit Rubens bei diesem Prozess ging, nämlich bis zu einer vollständig ikonografischen Neubestimmung: Aus einem ungezügelten, animalischen Kentauren entwickelte er etwa die Darstellung des leidenden, vom Betrachter Mitgefühl einfordernden Christus – spielt dabei aber weiterhin zweideutig mit dem erotisch aufgeladenen Vorbild.
So vielfältig die Vorlagen und Inspirationen, so schlüssig, dass sich die Ausstellung durch alle Gattungen zieht. Rund 100 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen und Werke der angewandten Kunst kommen aus den renommiertesten Museen der Welt hier in Frankfurt zusammen.
Wien, Frankfurt – wem das noch nicht genug Rubens ist, der reist im Sommer 2018 am besten selbst nach Antwerpen. Im Rahmen des Themenjahrs „Antwerp Baroque 2018. Rubens as an Inspiration“ treten auch zeitgenössische Künstler in einen Dialog mit dem Maler. Womit sich wieder der Kreis schließt: Der inspirierte Rubens ist eben bis heute auch für andere eine Inspiration.
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