Digital schlendern, Highlights entdecken, sich inspirieren lassen und mehr erfahren können über 700 Werke aus dem Städel: Dies ist möglich durch die kostenlose Städel Digitale Sammlung. Welches aufwendige Konzept und welche intensive Verschlagwortung dahinter stecken, erfahrt Ihr hier.
Auf der Empore in der Mediathek des Städel Museums herrscht rege, dennoch konzentrierte Betriebsamkeit. Die Mitarbeiterinnen des Teams der Digitalen Sammlung haben hier ihre Arbeitsplätze. An den PCs werden sehr detailliert die ausgewählten Werke der Sammlung geprüft, verschlagwortet und verknüpft. Für jedes Werk, das Ihr später in der Städel Digitalen Sammlung recherchieren könnt, werden insgesamt bis zu 137 Felder befüllt, kontrolliert und korrigiert – von formalen Kriterien wie Daten zum Objekt und zum Künstler bis hin zu inhaltlichen Assoziationen und subjektiven Empfindungen. Bislang fanden rund 700 Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Druckgrafiken und Zeichnungen auf diese Weise Eingang in die Plattform, die seit März 2015 als Beta-Version online ist.
Für das Projekt der Digitalen Sammlung bedarf es einer Expertise aus unterschiedlichsten Berufsfeldern, um die Einträge zu den einzelnen Kunstwerken möglichst vielfältig und wissenschaftlich korrekt zu bearbeiten: Kathleen Benecke (Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste) und Christiane Kaps (Kunsthistorikerin) sind in Vollzeit tätig, unterstützt werden die beiden durch die Studentinnen Ulrike Fladerer, Saskia Lorenz, Gabi Schulte-Lünzum und Jana Zimmermann aus den Bereichen Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Archäologie und Informatik. Seit August 2013 arbeitet das Team an der Verschlagwortung der Kunstobjekte. Differenzierend zu anderen Online-Auftritten umfasst das kostenlose Angebot der Digitalen Sammlung nicht nur kunsthistorische Fakten wie Künstler, Technik und Maße, sondern auch Schlagworte zu Ikonografie, Assoziationen, zur Stimmung im Bild oder zur Wirkung auf den Betrachter. Aber welches Konzept versteckt sich dahinter? Beginnend mit der Recherche und Benutzung von Fachliteratur aus der Städel Bibliothek und Mediathek erfolgt die inhaltliche Verschlagwortung in mehreren Etappen: Auf die Erstverschlagwortung folgen weitere Kontrollinstanzen.
Um ein einziges Werk vollständig zu bearbeiten bedarf es bis zu zehn Arbeitsstunden. Dabei erfolgt die Bearbeitung in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Abteilungen des Hauses. Denn auch unabhängig von der Städel Digitalen Sammlung wird bereits seit 2010 jedes Werk der Sammlung in einer Sammlungsdatenbank von den wissenschaftlichen Mitarbeitern erfasst; ein wichtiges Werkzeug im Museumsalltag, um beispielsweise den Leihverkehr oder Recherchen zu erleichtern. Zusätzlich müssen die digitalen Abbildungen bereitgestellt und beschnitten werden. Auch die Verknüpfung von Audiodateien und Videoverlinkungen sowie verschiedene Texte lassen die digitale Plattform im wahrsten Sinne des Wortes zur Schnittstelle der Sammlung werden. Nicht nur die Werke sind hier durch die Verschlagwortung auf vielfältige Weise miteinander vernetzt, auch die jeweilig vorliegenden Medien rund um das einzelne Werk können aufgerufen werden.
Die Katalogisierung der verschlagworteten Personen, Institutionen, Begriffe, Geografika und anderer Sachschlagwörter richtet sich dabei nach der „Gemeinsamen Normdatei“ (GND) der Deutschen Nationalbibliothek. So sind bei künftigen Kooperationen, etwa mit Datenbanken von Bibliotheken, verbindende und eindeutige Zuordnungen möglich. Zusätzlich erhält jedes Exponat der Plattform noch eine weitere Verschlagwortung durch Mitarbeiter des Bildarchivs Foto Marburg, die sich an das Klassifizierungskonzept Iconclass hält. Auf diese Weise können kunstinteressierte Laien, aber auch Experten und Wissenschaftler je nach Interesse die Online-Plattform unterschiedlich nutzen.
Das umfassende Schlenderkonzept, das auf verschiedenen Ebenen Informationen bereitstellt, wurde maßgeblich von Dr. Chantal Eschenfelder entwickelt, die im Städel Museum die Abteilung Bildung & Vermittlung leitet und von Anfang an die Digitale Sammlung mitkonzipiert hat. Ganz analog zu dem im Städel bereits seit Jahren in der Vermittlungspraxis gelebten Motto „Jeder Besuch ist anders, jeder Besucher auch“, findet sich nun auch in der digitalen Welt die entsprechende Umsetzung dieses Vorhabens. Doch dahinter verbirgt sich noch ein weiterer, für die Plattform wichtiger Aspekt: „Während des Schlenderns durch die Digitale Sammlung gelangt der User vom reinen Suchen zum inspirierenden Finden und Vergleichen und bekommt neue Verbindungen zwischen verschiedenen Werken über Epochen hinweg aufgezeigt. Ziel der Plattform ist es, auf diese Weise ein interaktives, multimediales, aber auch ein individuelles digitales Erlebnis der Sammlungsinhalte zu ermöglichen“, erläutert Eschenfelder. Die Städel Digitale Sammlung, die als Beta-Version stetig weiter entwickelt wird, soll bis zum Jahresende bereits 1.500 Werke umfassen. Für einen reibungslosen Ablauf sorgt das Team der Digitalen Sammlung im Städel – akribisch, gut organisiert und mit viel Elan.
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