Klar, findet Liz Remter, Moderatorin des STÄDEL MIXTAPE. Der monatliche Podcast von Städel Museum und ByteFM verbindet die Welten von Kunst und Musik, über Jahrhunderte und Genregrenzen hinweg. Im Interview gibt die Musikjournalistin Einblicke in ihre Arbeit und den Entstehungsprozess des Podcasts und verrät, was ihn einzigartig macht.
Franziska von Plocki: Ich freue mich sehr, dass wir dich, die Stimme des Städel Mixtape, und deine Arbeit heute im Interview näher kennenlernen dürfen. Möchtest du dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Liz Remter: Ich arbeite nun seit vier Jahren für den Radiosender ByteFM in Hamburg. Zum Rundfunk bin ich ganz klassisch über ein Praktikum gekommen, es folgte ein Volontariat. Bei ByteFM bin ich unter anderem für unterschiedliche Kooperationen verantwortlich, so auch für unser wunderschönes Städel Mixtape. Die Arbeit hierfür bereitet mir viel Freude. Neben meinem Job als Musikjournalistin und Radiomacherin, übe ich mich seit Kurzem auch als DJ.
In unserem Podcast vereinen wir Musik und Bildende Kunst. Du bist die Musikexpertin in unserem Team. Wie ist für dich die intensive Auseinandersetzung mit der Bildenden Kunst?
Vor dem Städel Mixtape hatte ich wenig Berührungspunkte mit Kunst, abgesehen von Freunden, die Kunst studierten. Erst mit dem Städel Mixtape habe ich mich intensiver damit beschäftigt. Bei unserer Zusammenarbeit faszinieren mich die vielen Details und historischen sowie gegenwärtigen Bezüge von Kunstwerken. Während ihr (die Kolleginnen vom Städel Museum) die kunsthistorische Expertise mitbringt, tauche ich in die Musikhistorie, aber auch in ganz aktuelle Songs ein. Besonders die Zeitsprünge und die Bandbreite der Musikauswahl machen mir viel Spaß.
Dein erster Berührungspunkt mit einem neuen Werk ist unser monatliches Kick-off-Meeting. Im Nachgang stellen dir meine Kolleginnen aus der Bildung und Vermittlung ein ausführliches Briefing zusammen – mit vielen Fakten, historischen Details, Informationen zum Künstler, Material, Bezügen zur Alltagswelt und mehr. Wie wählst du die Musik für das Städel Mixtape aus, nachdem du das Kunstwerk und die Hintergrundinformationen kennengelernt hast? Hast du vorher schon Ideen, oder entsteht die Auswahl während des Prozesses?
Die ersten Ideen entstehen oft schon während des Meetings, wenn das Kunstwerk besprochen wird. Beim Briefing mache ich mir dann detaillierte Notizen, welche Musik thematisch passen könnte. Da gibt es oft schon Anknüpfungspunkte. Ich versuche, die Stimmung des Bildes einzufangen, oft mit instrumentalen Stücken aus der entsprechenden Entstehungszeit des Kunstwerks. Auch überlege ich, welche Musik die dargestellte Person oder der Künstler damals gehört haben könnte. Assoziationen spielen ebenfalls eine große Rolle. Wenn – wie in der Folge zu Barbara Klemms „New York, U.S.A.“ (1992) – Pelzmäntel zu sehen sind, denke ich bspw. direkt an Songs aus dem HipHop, wo sie häufig als Prestigesymbol vorkommen. So ergeben sich dann vielfältige Assoziationsketten.
Wie hat diese intensive und regelmäßige Arbeit am Städel Mixtape deinen Blick auf Kunst im Allgemeinen verändert?
Früher bin ich durch Museen und Ausstellungen gelaufen und habe nur wenigen Werken und Details meine Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt, nach und mit der Arbeit am Städel Mixtape, nehme ich mir mehr Zeit, achte viel mehr auf Details und deren Hintergründe und überlege, was mir ein Kunstwerk sagen könnte. Auch mein Grundwissen hat sich dadurch erheblich erweitert. Übrigens – ein kleiner Blick in die Redaktionsarbeit: Meine Kollegen bei ByteFM fragen mich oft, welches Werk wir bei der nächsten Folge besprechen und was dahintersteckt. Da merke ich immer, wie viel Begeisterung das Städel Mixtape auslösen kann.
Das freut uns sehr und unsere Hörer berichten auch oft, dass das Städel Mixtape sie dazu inspiriert, ins Städel Museum zu kommen und die Kunstwerke mit einem neuen Blick zu betrachten. Was macht für dich einen guten Kunstpodcast aus?
Einen guten Kunstpodcast macht aus, dass er nah am Zuhörer ist und auch komplexere Inhalte zugänglich vermittelt. Da wir etwas Visuelles auditiv vermitteln, ist auch eine detaillierte Bildbeschreibung entscheidend. Besonders für diejenigen, die im Moment des Hörens nicht die Möglichkeit haben, auf den Link zur Digitalen Sammlung zu klicken und sich das Werk dort genauer anzusehen. Außerdem kann die musikalische Begleitung ein neues Verständnis für das Kunstwerk schaffen.
Absolut! Wir erzählen keine abgeschlossene Geschichte, sondern nutzen narrative Elemente, um Brücken zwischen Musik, Kunst und Alltagswelt zu schlagen. Das macht das Städel Mixtape einzigartig auf dem Markt und bereitet mir große Freude.
Ja, besonders wichtig ist es, gerade in den ersten Minuten eines Podcasts, diese Brücke zu bauen und den Hörern zu zeigen, warum beispielsweise auch ein Kunstwerk aus dem 17. Jahrhundert für unseren heutigen Alltag noch relevant ist. Das macht das Städel Mixtape aus.
Hast du eine Lieblingsfolge?
Die Folge zu Helmut Middendorfs „Electric Nights“ (1979) mochte ich auf jeden Fall sehr gerne, das ist eine meiner Lieblingsfolgen. Ich fand es total spannend, in das Berlin der 80er Jahre einzutauchen, wo es viele Musikbezüge gab, die die Symbiose aus Bildender Kunst und Musik perfekt einfingen.
Vielen Dank für das Interview, liebe Liz.
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