In der Sammlung Gegenwartskunst lädt CLOSE UP als Kunst- und Vermittlungsraum dazu ein, drei Werke ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Im Mai und Juni wurde CLOSE UP zum ersten Mal zur Bühne für eine lebhafte Diskussion.
Der Philosoph und Publizist Michel Friedman sprach mit den jeweiligen Künstlern der Werke sowie weiteren Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen. Gemeinsam wurden Meinungen ausgetauscht und nach Antworten auf die Fragen gesucht: Wie gehen wir mit Bildern von Terror um? Welche Rolle kann die Malerei einnehmen? Wie steht der Künstler zu seinem Werk?
Beim ersten Talk dient der Titel des Werks von Bettina Semmer Olympia (Deutsche Katastrophen Serie) von 1985 als Einstieg. Mit dem terroristischen Anschlag auf die israelische Sportmannschaft im olympischen Dorf in München 1972 änderte sich der Blick auf die sportliche Großveranstaltung. Bettina Semmer greift für ihre Malerei ein Pressefoto auf, das um die Welt ging. Während Künstlerin und Moderator Zeitzeugen des Ereignisses waren, nimmt Politikwissenschaftlerin Saba-Nur Cheema eine weitere Perspektive ein: Sie war nicht dabei, hat vom dargestellten Ereignis erst viel später gelesen – wie blickt sie auf das Werk?
Welche Rolle spielt die eigene Geschichte und das individuelle (Vor-)Wissen bei der Betrachtung von Kunstwerken? Der Philosoph Lukas Germann stellt im Gespräch über die Arbeit Untitled (Zhwar Kili) von 2007 mit dem Künstler Armin Boehm und Michel Friedman heraus, dass es immer eine Rolle spielt, wer eine künstlerische Arbeit betrachtet. Und mehr noch, dass das Kunstwerk auch aus sich selbst heraus erzählen kann:
Dass viel mehr zu einem Werk gehört, als man auf den ersten Blick sehen kann, beweist Dierk Schmidts Triptychon. Es zeigt in seinen Teilen Bilder in Bildern und thematisiert damit auch, wie sich Rezeption von Werken im Laufe der Zeit immer wieder verändert und neue Geschichte(n) offenbaren kann. Im Gespräch ist es schließlich die Medienwissenschaftlerin Caja Thimm, die die Perspektive auf das Werk noch zusätzlich erweitert, indem sie die Bilderflut des digitalen Zeitalters mit einbezieht und dabei Influencer und Werbung genauso wie Memes als Kunstform aufgreift.
Die Gesprächsreihe hat CLOSE UP zu einem Ort des aktiven Austauschs werden lassen: Konzentriert und angeregt durch die Diskussion gab es auch aus dem Publikum interessante Rückfragen, die Zuschauer des Livestreams konnten sich mit ihren eigenen Gedanken einbringen. Auch wenn die Gesprächsreihe zum Thema Kunst & Politik abgeschlossen ist, lädt CLOSE UP nach wie vor ein, die Werke ganz intensiv kennenzulernen. Die digitale Anwendung ermöglicht einen weiteren Zugang vor Ort im Museum, kann aber auch ganz bequem von zu Hause aus entdeckt werden. Es kann also weiterdiskutiert werden – die Sammlung Gegenwartskunst bietet dafür viele Anknüpfungspunkte.
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