Navigation menu

Wie politisch ist die Kunst?

In der Sammlung Gegenwartskunst lädt CLOSE UP als Kunst- und Vermittlungsraum dazu ein, drei Werke ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Im Mai und Juni wurde CLOSE UP zum ersten Mal zur Bühne für eine lebhafte Diskussion.

Susanne Hafner — 30. Juni 2022

Der Philosoph und Publizist Michel Friedman sprach mit den jeweiligen Künstlern der Werke sowie weiteren Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen. Gemeinsam wurden Meinungen ausgetauscht und nach Antworten auf die Fragen gesucht: Wie gehen wir mit Bildern von Terror um? Welche Rolle kann die Malerei einnehmen? Wie steht der Künstler zu seinem Werk?

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwart mit Bettina Semmer, Michel Friedman und Saba-Nur Cheema, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwart mit Bettina Semmer, Michel Friedman und Saba-Nur Cheema, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst mit Dierk Schmidt, Michel Friedman und Caja Thimm, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst mit Dierk Schmidt, Michel Friedman und Caja Thimm, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst mit Armin Boehm, Michel Friedman und Lukas Germann, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst mit Armin Boehm, Michel Friedman und Lukas Germann, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst, Foto: Esra Klein

CLOSE UP TALKS in der Sammlung Gegenwartskunst, Foto: Esra Klein

Es geht mir ja nicht um das Ereignis, sondern ein Bild macht ja etwas anderes mit einem Pressefoto.

Bettina Semmer

Beim ersten Talk dient der Titel des Werks von Bettina Semmer Olympia (Deutsche Katastrophen Serie) von 1985 als Einstieg. Mit dem terroristischen Anschlag auf die israelische Sportmannschaft im olympischen Dorf in München 1972 änderte sich der Blick auf die sportliche Großveranstaltung. Bettina Semmer greift für ihre Malerei ein Pressefoto auf, das um die Welt ging. Während Künstlerin und Moderator Zeitzeugen des Ereignisses waren, nimmt Politikwissenschaftlerin Saba-Nur Cheema eine weitere Perspektive ein: Sie war nicht dabei, hat vom dargestellten Ereignis erst viel später gelesen – wie blickt sie auf das Werk?

$extendedTitle

Welche Rolle spielt die eigene Geschichte und das individuelle (Vor-)Wissen bei der Betrachtung von Kunstwerken? Der Philosoph Lukas Germann stellt im Gespräch über die Arbeit Untitled (Zhwar Kili) von 2007 mit dem Künstler Armin Boehm und Michel Friedman heraus, dass es immer eine Rolle spielt, wer eine künstlerische Arbeit betrachtet. Und mehr noch, dass das Kunstwerk auch aus sich selbst heraus erzählen kann:

Das Kunstwerk ist Teil eines gesellschaftlichen Diskurses, ob es das sein will oder nicht.

Lukas Germann
$extendedTitle

Wenn man ein Ereignis malt ist das Problem da, dass sich das Ereignis retrospektiv verändert.

Dierk Schmidt

Dass viel mehr zu einem Werk gehört, als man auf den ersten Blick sehen kann, beweist Dierk Schmidts Triptychon. Es zeigt in seinen Teilen Bilder in Bildern und thematisiert damit auch, wie sich Rezeption von Werken im Laufe der Zeit immer wieder verändert und neue Geschichte(n) offenbaren kann. Im Gespräch ist es schließlich die Medienwissenschaftlerin Caja Thimm, die die Perspektive auf das Werk noch zusätzlich erweitert, indem sie die Bilderflut des digitalen Zeitalters mit einbezieht und dabei Influencer und Werbung genauso wie Memes als Kunstform aufgreift.

$extendedTitle

Die Gesprächsreihe hat CLOSE UP zu einem Ort des aktiven Austauschs werden lassen: Konzentriert und angeregt durch die Diskussion gab es auch aus dem Publikum interessante Rückfragen, die Zuschauer des Livestreams konnten sich mit ihren eigenen Gedanken einbringen. Auch wenn die Gesprächsreihe zum Thema Kunst & Politik abgeschlossen ist, lädt CLOSE UP nach wie vor ein, die Werke ganz intensiv kennenzulernen. Die digitale Anwendung ermöglicht einen weiteren Zugang vor Ort im Museum, kann aber auch ganz bequem von zu Hause aus entdeckt werden. Es kann also weiterdiskutiert werden – die Sammlung Gegenwartskunst bietet dafür viele Anknüpfungspunkte.


Susanne Hafner ist Referentin für Presse und Onlinekommunikation und hat die Gesprächsreihe gemeinsam mit Svenja Grosser, Anne Dribbisch und Franziska von Plocki konzipiert.

CLOSE UP ist ein Kunst- und Vermittlungsraum vor Ort im Städel Museum sowie eine digitale Anwendung und widmet sich – wie in einer Nahaufnahme – einem zentralen Thema der Sammlung Gegenwartskunst.

Diskussion

Fragen oder Feedback? Schreiben Sie uns!

Mehr Stories

  • Neuer Vermittlungsraum für die Sammlung Gegenwart

    Close up

    CLOSE UP nimmt die Sammlung unter die Lupe – im Original und digital.

  • Jörg Sasse, 7127, 2003, DZ BANK Kunstsammlung im Städel Museum, Städel Museum, Frankfurt am Main © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
    Fotografie wie Malerei

    Zwischen Wirklichkeit und Manipulation

    Malerei entspringt der Vorstellungskraft, Fotografie zeigt die wirkliche Welt. Tatsächlich? Die Grenzen verschwimmen. Können wir der Fotografie trauen oder lassen wir uns zu leicht täuschen?

  • 5 Jahre Digitale Erweiterung am Städel

    Digital – nicht erst jetzt!

    Museen weltweit sind gerade geschlossen – die Coronakrise führt uns schlagartig die Notwendigkeit der Digitalisierung vor Augen. Ausgerechnet jetzt hat die „Digitale Erweiterung“ des Städel fünfjähriges Jubiläum. Was steckt dahinter?

  • XY
    Gespräch zur Neupräsentation der Sammlung Gegenwartskunst

    Was kann „das“ Museum?

    Vor acht Jahren eröffneten die Gartenhallen mit der Sammlung Gegenwartskunst – jetzt wird sie erstmals neu präsentiert. Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr sprach mit der Künstlerin Corinne Wasmuht, Sammlungsleiter Martin Engler und Architekt Wilfried Kuehn.

Newsletter

Wer ihn hat,
hat mehr vom Städel.

Aktuelle Ausstellungen, digitale Angebote und Veranstaltungen kompakt. Mit dem Städel E-Mail-Newsletter kommen die neuesten Informationen regelmäßig direkt zu Ihnen.

Beliebt

  • Honoré Daumier

    Zur Ernsthaftigkeit der Komik

    Wie Karikaturen funktionieren und warum Daumier für sie ins Gefängnis kam.

  • Der Film zur Ausstellung

    Honoré Daumier. Die Sammlung Hellwig

  • Die Ausstellungen im Städel

    Highlights 2024

    Unser Ausblick auf 2024: Freut euch auf faszinierende Werke von Honoré Daumier und Käthe Kollwitz, lernt die Städel / Frauen kennen, entschlüsselt die Bildwelten von Muntean/Rosenblum, erlebt die Faszination italienischer Barockzeichnungen und reist zurück in Rembrandts Amsterdam des 17. Jahrhunderts.

  • Städel Mixtape

    #34 Jan van Eyck – Lucca-Madonna, ca. 1437

    Ein ruhiger Moment mit Kerzenschein, ihr seid so vertieft, dass ihr alles um euch herum vergesst: Vor rund 600 Jahren ging es den Menschen ähnlich, wenn sie vor Jan van Eycks „Lucca-Madonna“ gebetet haben. In diesem STÄDEL MIXTAPE geht es um das Andachts-Bild eines raffinierten Geschichtenerzählers. 

  • Städel | Frauen

    Louise Schmidt: Bildhauerin!

    Teil 2 der Porträt-Reihe „Städel | Frauen“.

  • ARTEMIS Digital

    Digitales Kunsterlebnis trifft wegweisende Demenz-Forschung

    Wie sieht eine digitale Anwendung aus, die Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zeit- und ortsungebunden einen anregenden Zugang zur Kunst ermöglicht? Ein Interview über das Forschungsprojekt ARTEMIS, über Lebensqualität trotz Krankheit und die Kraft der Kunst.

  • Gastkommentar

    Kunst & Schwarze Löcher mit Astrophysikerin Silke Britzen

    Was sieht eine Astrophysikerin in den Werken der Städel Sammlung? In diesem Gastkommentar eröffnet Silke Britzen (Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn) ihre individuelle Sichtweise auf die Kunstwerke im Städel Museum.