Nach van Gogh ist vor Rembrandt? Fast, aber das ist noch lange nicht alles, was das Städel zum Auftakt des neuen Jahrzehnts zu bieten hat: unser Ausblick auf 2020.
2020 „van goghelt“ es weiter! Die Ausstellung MAKING VAN GOGH zeigt, wie van Gogh Anfang des 20. Jahrhunderts deutsche Künstlerinnen und Künstler inspirierte und beeinflusste. Bis 16. Februar habt ihr die Chance, über 50 zentrale Werke des Niederländers auf einmal in Deutschland versammelt zu sehen.
Ab März wird es dann passend zum Frühling luftig – in schweren Materialien wie Bronze oder Ton. Die Ausstellung EN PASSANT. Impressionismus in Skulptur zeigt, wie sich scheinbare Gegensätze anziehen. Impressionistische Künstlerinnen und Künstler wollten Momente und Stimmungen in Ihren Werken spürbar machen. Die luftigen Pinselstriche, die Lichtreflexe und fotografischen Bildausschnitte der impressionistischen Malerei sind allseits bekannt. Aber wie lässt sich ein flüchtiger Augenblick in einer Skulptur einfangen? Kann so etwas überhaupt gelingen: Materialien wie Bronze oder Terrakotta locker und leicht wirken zu lassen?
Die Ausstellung geht der Frage nach, welche Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten der Impressionismus in Skulptur birgt. Dazu nähern sich die Kuratoren auch in der Architektur den Experimenten der Zeit und werden die Skulpturen aus überraschenden Blickwinkeln zeigen, etwa in Bewegung oder auf Sand. Die bildhauerischen Werke von Edgar Degas, Auguste Rodin, Medardo Rosso, Paolo Troubetzkoy und Rembrandt Bugatti treten außerdem in einen Dialog mit impressionistischen Gemälden, Pastellen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien.
Frischen Wind bringt das Frühjahr auch in die Gartenhallen: Nach der Van-Gogh-Ausstellung wird die Sammlung Gegenwartskunst im April vollkommen neu präsentiert. Die unterirdischen Gartenhallen mit den markanten Oberlichtern wurden 2012 eingeweiht, jetzt wird die Kunst ab 1945 auf einer Fläche von fast 3000m² das erste Mal thematisch komplett neu gehängt. Insgesamt werden rund 250 Arbeiten von 170 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen sein, darunter alte Bekannte wie Rosemarie Trockel, Yves Klein und Francis Bacon, aber auch spannende Schenkungen und Neuerwerbungen, etwa von Miriam Cahn und Victor Vasarely.
Ausgangspunkt der Präsentation werden Arbeiten der unmittelbaren Gegenwart sein – also ganz nah an uns Zeitgenossen. Von hier aus können sich die Besucherinnen und Besucher die vergangenen sieben Jahrzehnte ganz individuell erschließen und unterschiedliche Verknüpfungen entdecken. Schließlich wird Kunstgeschichte stets weitergeschrieben und der neue Blick auf vermeintlich Wohlbekanntes lohnt immer wieder.
Auch unsere Graphische Sammlung zeigt sich 2020 ganz neu, denn die Galerie und der Studiensaal werden gerade umgebaut. Ausstellungsauftakt in der Graphischen Sammlung wird eine Reise in die frühste Vergangenheit des Museums sein: zu Städels Erbe – zur Zeichnungssammlung unseres Museumsgründers Johann Friedrich Städel. Er hinterließ neben Gemälden und Grafiken auch über 4600 Zeichnungen. In einem zweijährigen Forschungsprojekt konnten 3000 davon nun klar als Teil der ursprünglichen Sammlung identifiziert und aufgearbeitet werden – zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses konnte rekonstruiert werden, wie die Zeichnungssammlung unseres Stifters aufgebaut war. Aus diesem Konvolut präsentiert die Ausstellung knapp hundert Meisterzeichnungen ab der Renaissance, aus Frankreich, Italien und den Niederlanden. Sie zeigen, dass der Stifter ein Auge für herausragende Qualität hatte. Sein vorausschauendes Handeln und Sammeln war der erste und zentrale Baustein für unsere heutige Sammlung, die vom Mittelalter bis in die Gegenwart reicht.
Im Herbst stehen dann die Niederländischen Zeichnungen des 18. Jahrhunderts im Fokus, die ebenfalls schon zu einem Sammelbereich unseres Stifters zählten. Heute besitzt das Städel Museum eine der umfangreichsten und künstlerisch bedeutendsten Sammlungen dieses Gebiets außerhalb der Niederlande. Auch dieser Bereich der Graphischen Sammlung wurde in den letzten Jahren neu erforscht. Die Zeichnungen erzählen uns heute viel über den bürgerlichen Geschmack der Zeit und geben einen Eindruck davon, wie vielseitig das Medium im Jahrhundert der Aufklärung war: Euch erwarten stimmungsvolle Landschaftszeichnungen und satirische Genreszenen, dekorative Blumen- und Früchtestillleben oder Darstellungen exotischer Tiere.
Das Ausstellungsjahr endet im Dezember mit einem wahren Höhepunkt: Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam.
So selbstbewusst, wie der Titel es vermuten lässt, war der junge Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606–1669) nämlich schon, als ihn noch niemand kannte. Die Ausstellung, die zusammen mit der National Gallery of Canada in Ottawa organisiert wird, zeichnet genau die Jahre nach, in denen der junge Künstler seine Fähigkeiten weiter ausbaute und dabei klug netzwerkte, um sich und seine Arbeit in Amsterdam und darüber hinaus bekannt zu machen. Dieses Netzwerk zeigt sich auch in der Ausstellung, wo Rembrandts Meisterwerke in Dialog mit denen anderer Künstler seiner Zeit gesetzt werden. Dabei freuen wir uns besonders auf hochkarätige Leihgaben zum Beispiel aus Berlin, Dresden und Madrid, die zusammen mit den Werken aus unserer eigenen Sammlung präsentiert werden.
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