Navigation menu

Durch die Linse elektrifiziert

In unserer Filmreihe „Kunst nach 1945“ stellen Künstler ihre Werke in der Städel Sammlung selbst vor. Zuletzt stand Helmut Middendorf vor der Linse, um über sein Werk „Electric Night“ Auskunft zu geben, das derzeit in der Ausstellung „Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“ zu sehen ist.

Jannikhe Möller — 30. September 2015


Der 1953 geborene Helmut Middendorf kam 1971 aus der westdeutschen Provinz nach Berlin. Zunächst war er hier als junger Musiker unterwegs, dann entschied er, sich an der Kunstakademie zu bewerben, wo er auch angenommen wurde. Von 1973 bis 1979 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin bei K. H. Hödicke (1938). Middendorf, der zu Beginn konzeptuelle, pointenreiche schwarz-weiß Filme mit der Super-8-Kamera drehte, traf in seiner Klasse auf den ebenfalls in unserer Sonderausstellung vertretenden Künstler Salomé (1954). Um 1976 begann er, seine ersten Bilder zu malen. Gemeinsam mit Rainer Fetting (1949), Salomé und Bernd Zimmer (1948) gründete er 1977 die Galerie am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Ab den späten siebziger Jahren schuf er betont gegenständliche, figurative Malerei.

$extendedTitle

Derzeit zu sehen ist das Werk innerhalb der Ausstellung „Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“, die noch bis zum 18. Oktober 2015 jene neuartige, irritierende und dynamische figurative Malerei, die Helmut Middendorf und seine Künstlerkollegen von der Galerie am Moritzplatz neben weiteren Künstlern aus den Zentren Hamburg und dem Rheinland in den 1980er-Jahren nahezu zeitgleich entwickelten, beleuchtet.

Blick in die Ausstellung "Die 80er", in der auch das Werk von Helmut Middendorf derzeit zu sehen ist. Foto: Städel Museum

Blick in die Ausstellung "Die 80er", in der auch das Werk von Helmut Middendorf derzeit zu sehen ist. Foto: Städel Museum

Lebensgefühl einer Generation

Rund 35 Jahre nach der Entstehung des Gemäldes haben wir Helmut Middendorf zu seinem Werk vor laufender Kamera befragt: „Man sieht eine Horde, die sich nachts versammelt und feiert und irgendein Ereignis zelebriert.“ Im Rausch der Nacht scheinen alle gleich. Dieses Lebensgefühl seiner Generation, dass Middendorf im Film anspricht, manifestiert sich auf eindringliche Weise in dem Bild „Electric Night“, das in groben, heftigen Pinselstrichen tanzende Figuren zeigt. Dabei werden jedoch keine anatomischen Details wiedergeben; vielmehr werden die blauen Figuren zu einem Kollektiv, das durch das leuchtende Rot, dass Licht impliziert, nur als Schattenumris erkennbar wird. „Mich hat immer eine gewisse Bewegung, eine gewisse Spannung im Bild interessiert (…)“, so Middendorf. Durch den Einsatz der Farben Blau und Rot und den Kontrast dieser beiden Farben, entsteht ein spannungsreiches Bild, das das Feiern und Zelebrieren des Nachtlebens intensiv zum Ausdruck bringt. Dieses Bild, das Middendorf 1979 malte, gelang übrigens 2008 im Kontext der Übergabe von 600 Kunstwerken aus der Sammlung der Deutschen Bank ans Städel. Im Rahmen der Digitalen Erweiterung unterstützt die Deutsche Bank nun zudem das Filmangebot zur Gegenwartskunst, etwa auch die Reihe „Kunst nach 1945“.


Die Autorin Jannikhe Möller arbeitet in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Städel und fühlt sich von den blauen Silhouetten in Middendorfs Werk auf die Tanzfläche gezogen.

Wer noch mehr Einblicke in die Arbeitsweise von Middendorf und seine damaligen Künstlerkollegen erfahren möchte, kann in der Ausstellung übrigens auch den ausführlichen, zeitgenössischen Dokumentarfilm von 1985 „Einblicke in die Neue Deutsche Malerei“ (© Independent Artfilms J.K.F.) von Jacqueline Kaess-Farquet anschauen, der dort gezeigt wird.

Diskussion

Fragen oder Feedback? Schreiben Sie uns!

Mehr Stories

Newsletter

Wer ihn hat,
hat mehr vom Städel.

Aktuelle Ausstellungen, digitale Angebote und Veranstaltungen kompakt. Mit dem Städel E-Mail-Newsletter kommen die neuesten Informationen regelmäßig direkt zu Ihnen.

Beliebt

  • Städel | Frauen

    Marie Held: Kunsthändlerin!

    Teil 5 der Porträt-Reihe „Städel | Frauen“.

  • Fantasie & Leidenschaft

    Eine Spurensuche

    Bei der Untersuchung von über 100 italienischen Barockzeichnungen kamen in der Graphischen Sammlung bislang verborgene Details ans Licht.

  • Städel Mixtape

    Kann man Kunst hören?

    Musikjournalistin und Moderatorin Liz Remter spricht über Ihre Arbeit und den Entstehungsprozess des Podcasts.

  • Städel | Frauen

    Künstlerinnen-Netzwerke in der Moderne

    Kuratorin Eva-Maria Höllerer verdeutlicht, wie wichtig Netzwerke für die Lebens- und Karrierewege von Künstlerinnen um 1900 waren und beleuchtet deren Unterstützungsgemeinschaften.

  • Muntean/Rosenblum

    Nicht-Orte

    Anonyme Räume, flüchtige Begegnungen: Kuratorin Svenja Grosser erklärt, was es mit Nicht-Orten auf sich hat.

  • Städel Mixtape

    #42 Albrecht Dürer - Rhinocerus (Das Rhinozeros), 1515

    Ein Kunstwerk – ein Soundtrack: Der Podcast von Städel Museum und ByteFM.

  • Alte Meister

    Sammler, Stifter, Vorbild

    Sammlungsleiter Bastian Eclercy und Jochen Sander im Interview zum neuen Stifter-Saal.

  • ARTEMIS Digital

    Digitales Kunsterlebnis trifft wegweisende Demenz-Forschung

    Wie sieht eine digitale Anwendung aus, die Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zeit- und ortsungebunden einen anregenden Zugang zur Kunst ermöglicht? Ein Interview über das Forschungsprojekt ARTEMIS, über Lebensqualität trotz Krankheit und die Kraft der Kunst.

  • Städel Dach

    Hoch hinaus

    Die Architekten Michael Schumacher und Kai Otto sprechen über Konzept, Inspirationen und die Bedeutung des Städel Dachs für Besucher und die Stadt.

  • Gastkommentar

    Kunst und die innere Uhr mit Chronobiologe Manuel Spitschan

    Was sieht ein Chronobiologe in den Werken der Städel Sammlung?

  • Städel Digital

    Städel Universe: Von der Idee zum Game

    Im Interview gibt Antje Lindner aus dem Projektteam Einblicke in die Entstehung der hybriden Anwendung.

  • Engagement

    Die „Causa Städel“

    Was an Städels letztem Willen so besonders war und worauf man heute achten sollte, wenn man gemeinnützig vererben möchte.