Wie klingt die Kunst? Das klären wir jetzt einmal im Monat gemeinsam mit dem Webradio ByteFM. Das Städel Mixtape dreht sich ganz um die Sammlung des Städel – jede Folge um ein einziges Werk.
Von der Eifersucht kann Edvard Munch ein Lied singen. Der norwegische Künstler tut es mit seinen Mitteln, den Farben: In einem Dreierporträt zeigt er eine Frau zwischen zwei Männern, der eine Grün vor Raserei, der andere in sich gekehrt, das Gesicht Gelb vor Eifersucht. Letzterer trägt die Züge des Künstlers. Als das Bild entstand, lag das Beziehungsdrama um die Literatin Dagny Juel schon lange zurück (sie hat letztlich den dargestellten Schriftsteller Stanislaw Prybyszewski geheiratet). Das Gefühl ist Munch aber offenbar lebendig in Erinnerung geblieben und so hat er es in bewegte Pinselstriche übersetzt, in plakative Farbflächen, geisterhaft vereinzelte Gestalten. In seinem expressiven Stil hat Munch immer wieder eigene Gefühle verarbeitet.
Das Gemälde spiegelt aber nicht nur ein Gefühl, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen: Im Mittelpunkt steht eine emanzipierte, starke Frau, wie es sie auch in Munchs Bohème-Kreisen gab. Über seine Zeit schreibt der Künstler 1929 in einer Tagebuchnotiz: „Da war es die Frau, die verführt und lockt und den Mann betrügt. Die Zeit von Carmen.“ – Habanera! Hätte Munchs Eifersucht tatsächlich einen Sound, würde es nach der berühmten Arie klingen? Oder doch nach John Lennon, Manfred Krug, The Streets oder Dolly Parton – die alle das titelgebende Gefühl der Eifersucht besungen haben?
Musik und Kunst mögen sich zueinander verhalten wie Äpfel und Birnen – passen also ausgezeichnet zusammen! Stimmungen, Gefühle und Assoziationen, Stile und Motive, Geschichten, manchmal sogar biografische Bezüge – die Verbindungen können in alle erdenklichen Richtungen gehen, drängen sich manchmal förmlich auf oder überraschen aus der Tiefe.
Künstler waren Musiker und Musikliebhaber oder umgekehrt. Helmut Middendorfs Electric Night zum Beispiel entstand direkt aus dem Lebensgefühl der späten 70er- und 80er-Jahre, aus der Subkultur von Punk und New Wave. Umgekehrt hat der Bildende Künstler Andy Warhol den Musiker und Künstler David Bowie zu dem Song Andy Warhol inspiriert, Jonathan Richman singt über Vermeer und die Werke von Arnold Böcklin wurden gar mehrfach vertont. Der französische Realist Gustave Courbet hat rund 60-mal eine entfesselte Woge gemalt. Dieses serielle Prinzip: In der Musik mehrfach erprobt. Davon abgesehen wäre das dramatische Naturschauspiel bestimmt auch kein schlechtes Plattencover.
Gemeinsam mit dem Webradio-Sender ByteFM starten wir jetzt mit einem synästhetischen Experiment: Das Städel Mixtape ist eine einstündige Musiksendung, die sich ganz um die Sammlung des Städel Museums dreht. Aus 700 Jahren Kunstgeschichte, aus über 100.000 Werken wählen wir für jede Sendung ein einziges aus – und geben ihm einen Soundtrack.
Wir freuen uns besonders über diese Partnerschaft. Denn ByteFM ist für die Musik, was das Städel für die Kunst ist: ein Ort für Liebhaberinnen und Liebhaber. Der preisgekrönte Hamburger Radiosender sendet seit über zehn Jahren ein unabhängiges und handverlesenes Musikprogramm, frei von Werbung und voller Hingabe. Musikjournalisten, Musiker und Fans deutschlandweit gestalten jede Sendung. Das Städel Mixtape wird moderiert von Till Kober.
Jeden dritten Samstag im Monat, immer um 12.00 Uhr, erwartet euch ein eklektischer Mix, dem musikalisch keine Grenzen gesetzt sind. Von damals bis heute, von Pop über HipHop bis Jazz und Krautrock kann alles passieren. Die Sendung könnt ihr über internetfähige Radios hören, über die ByteFM-App oder direkt über den Webplayer von ByteFM. Und wer die Sendung mal verpasst hat, kann die gespielten Songs in unserer Spotify-Playlist Städel Mixtape nachhören.
Das Beste: Ihr dürft euch mit euren Ideen beteiligen. Auf Instagram, Facebook und Twitter kündigen wir immer das Werk der nächsten Sendung an und freuen uns auf eure Vorschläge, die wir dann mit etwas Glück ins Programm mit aufnehmen. Also, falls ihr es nicht sowieso tut: Folgt uns @staedelmuseum, dann verpasst ihr auch keine Sendung!
Wir hören uns online bei der Premiere am Samstag, dem 15. Juni, um 12.00 Uhr. Und wer weiß: Bei eurem nächsten Besuch im Städel geht ihr vielleicht nicht nur mit visuellen Eindrücken, sondern auch einem Ohrwurm nach Hause. Stay tuned!
Aktuelle Ausstellungen, digitale Angebote und Veranstaltungen kompakt. Mit dem Städel E-Mail-Newsletter kommen die neuesten Informationen regelmäßig direkt zu Ihnen.