Als Hofmaler der Papstfamilie war Reni an großen Freskenprojekten in Rom beteiligt. Drei der schönsten Arbeiten sind heute noch erhalten – bereit für einen inspirierenden Spaziergang durch die Ewige Stadt?
Als Guido Reni 1601 seine Heimatstadt Bologna verließ und auf Wunsch des Kardinals Sfondrati nach Rom ging, war noch nicht klar, ob diese Reise erfolgreich sein würde. Doch der junge Guido eroberte augenblicklich die dortige Künstlerszene. Von seinem Talent waren nicht nur die einflussreichen Adelsfamilien und Vertreter des Klerus angetan – selbst Papst Paul V. Borghese wollte Reni in seinen Diensten haben. Der Bologneser wurde zum „Hofkünstler“ der Papstfamilie und führte von 1607 bis 1614 bedeutende Aufträge aus, hauptsächlich Fresken, die er unter anderem in seinem persönlichen Rechnungsbuch minutiös dokumentierte.
Das detaillierte Rechnungsbuch führte Reni zwischen Oktober 1609 und Mai 1612 und verzeichnete darin Einnahmen und Ausgaben jeglicher Art. Das Buch bietet uns einen besonderen Einblick in die Auftragslage Renis zu der Zeit, als der Künstler primär vom Kardinalnepoten, der „rechten Hand“ des Papstes, Scipione Borghese beschäftigt worden ist. Doch bei dieser außergewöhnlichen Schriftquelle handelt es sich nicht nur um ein Buchhaltungsinstrument einer Malerwerkstatt: Neben Geldeingängen und Kosten für Arbeitsmittel dokumentiert es gleichermaßen Zahlungen für persönliche Gegenstände und sogar Darlehen an seine Bologneser Künstlerfreunde.
Bei den Freskenprojekten handelt es sich um Ausmalungen im Vatikanischen Palast, in San Gregorio Magno, im Quirinalspalast, in Santa Maria Maggiore und im Casino des Palazzo Pallavicini Rospigliosi. In der Ausstellung „GUIDO RENI. Der Göttliche“ wird dieser wichtige Teilbereich von Renis Schaffen durch eine Auswahl hochkarätiger Zeichnungen – Kompositionsstudien in Feder und Detailstudien in Kreide – repräsentiert. Die anschließend ausgeführten Fresken können auch heute noch in der italienischen Hauptstadt besichtigt werden.
Das berühmte Aurora-Fresko im Casino des Palazzo Pallavicini Rospigliosi auf dem Quirinalshügel zählte bis ins 19. Jahrhundert zu den zentralen Sehenswürdigkeiten Roms. Als Reni danach aufgrund anderer ästhetischer Präferenzen mehr und mehr in Vergessenheit geriet, verschwand auch die „Aurora“ von der touristischen Karte Roms. Jüngst restauriert kann das Deckenfresko aber noch heute, wenn auch nur an einem Tag im Monat, besichtigt werden.
Für alle Reni-Fans ist es jedoch ein Muss! Gezeigt wird der Gott Apoll auf seinem Sonnenwagen, umgeben von sich tänzerisch bewegenden Frauen, die seit dem 17. Jahrhundert meist als Göttinnen der Zeiten identifiziert werden. Dieser dynamischen Gruppe fliegen ein Putto mit Fackel (Morgenstern) sowie die namensgebende Aurora (Morgenröte) voran – eine Allegorie des goldenen Zeitalters, das unter den Borghese anbrechen sollte.
Die Ausgestaltung der Familienkapelle in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore, heute unweit des Bahnhofs Roma Termini, gehörte zu den größten Kunstprojekten Pauls V. Borghese. Mit dem anspruchsvollen Freskenprogramm betraute er einige namhafte Künstler der Zeit, darunter Guido Reni.
Zwar gestaltete sich ihre Zusammenarbeit alles andere als einfach (Reni klagte öffentlich über zu schlechte Bezahlung sowie Zwang zum schnelleren Arbeiten), doch am Ende zeigte sich der Papst von Renis Fresken begeistert. Auch die Kollegen waren angetan. Der Cavalier d’Arpino soll gesagt haben: „Die unseren [Fresken] sind von Menschen-, Guidos von Engelshand gemalt“.
In den Gärten der Kirche San Gregorio Magno in der Nähe des Circus Maximus befindet sich das kleine Oratorio di Sant’Andrea. Im Auftrag des Kardinals Scipione Borghese statteten Domenichino und Guido Reni die kleine Kapelle mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Andreas aus: Reni stellte ihn dar, wie er auf dem Weg zum Martyrium das Kreuz anbetet, während Domenichino auf der gegenüberliegenden Wand die Geißelung des Heiligen freskierte.
Dank der erhaltenen Vorzeichnungen können wir in den kreativen Schaffensprozess des Künstlers eintauchen. Mit großer Sorgfalt studierte Reni das gealterte Haupt von Andreas, dessen Falten sowie der kahle Kopf durch eine gezielte Verteilung von Licht und Schatten betont werden.
Für wahre Guido-Fans gibt es in Rom noch viel mehr zu entdecken. Neben den Fresken im Vatikan oder im Quirinalpalast lohnt es sich auch, die römischen Kirchen und Museen zu besuchen. Die Kapuzinerkirche Santa Maria della Concezione birgt beispielsweise ein außergewöhnliches Altarbild des Heiligen Erzengels Michael, gemalt auf Seide. Die Galleria Borghese hat wiederum erst 2020 ein seltenes Landschaftsgemälde von Reni erworben. Wem jedoch der Weg nach Rom zu weit ist, kann bis 5. März 2023 auch in Frankfurt in den Genuss kommen, die Meisterwerke des „göttlichen“ Guido zu entdecken.
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