2018 beginnt und endet mit zwei Paukenschlägen: Rubens! Vasarely! Worauf ihr euch im neuen Jahr sonst noch freuen könnt, zeigt unser Ausblick.
Wer den Namen Rubens (1577–1640) hört, sieht vor seinem inneren Auge vermutlich sofort opulent-barocke Bildwelten auferstehen, bevölkert von den berühmten üppigen „Rubensfrauen“. Doch wie entstand überhaupt sein Bilderuniversum? Durch welche Künstler und Werke wurde Peter Paul Rubens inspiriert? Diesen spannenden Fragen geht das Städel gleich zu Beginn des neuen Jahres in einem der absoluten Ausstellungshighlights 2018 nach.
Rubens. Kraft der Verwandlung zeigt, wie und welche Werke berühmter Vorgänger und Zeitgenossen Rubens in seinem ungemein produktiven, über 50 Jahre währenden Schaffen prägten und wie kreativ er diese weiterentwickelte. Freimütig bis kühn griff er Einflüsse antiker Skulptur auf, genauso wie spätere Kunst aus Italien und nördlich der Alpen oder Werke seiner Zeitgenossen. Und da man mit Rubens nicht kleckern, sondern klotzen sollte, zeigen wir gleich über hundert Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Werke der angewandten Kunst – darunter 31 Gemälde und 23 Zeichnungen des Meisters.
Die Gartensaison wird 2018 im April von Manuel Franke (*1964) eröffnet. Gerade ist der Künstler mitten dabei, eine monumentale Arbeit zu entwickeln, die sich zwischen Skulptur und Malerei bewegt. Konkret heißt das: Franke setzt mit „Colormaster F“ (2018) eine leuchtend bunte Rampe auf unseren Städel Hügel. Damit schafft er auch einen neuen Raum innerhalb des Gartens, der gleichermaßen offen wie geschlossen sein wird. Wer im Frühjahr von der Dürerstraße auf das Gelände späht, sollte keine falsche Scheu haben, denn den Garten könnt ihr völlig kostenfrei besuchen.
Nicht nur Henri Matisse und Pierre Bonnard, deren Doppelausstellung im Städel Anfang 2018 zu Ende geht, waren eng befreundet. Auch Frank Auerbach (*1931) und Lucian Freud (1922–2011), beide in Berlin geboren und als Kinder vor den Nationalsozialisten in England in Sicherheit gebracht, verband eine tiefe Freundschaft. Ab Mai vereint eine Ausstellung Druckgrafiken und Zeichnungen, in denen sich beide Künstler der Figur widmen. Über Jahrzehnte arbeiteten sie sich an den gleichen Motiven, meist Personen aus ihrem nahen Umfeld, ab, um aus dieser Beschränkung neue künstlerische Erkenntnisse zu gewinnen. Anlass der Ausstellung ist übrigens eine bedeutende Neuerwerbung und Schenkung von Werken Auerbachs.
Wer den Namen Ursula Schulz-Dornburg (*1938) noch nicht kennt, sollte ihn sich jetzt einprägen. Die in Düsseldorf lebende Fotografin wird dieses Jahr 80 Jahre alt und das Städel widmet ihr die längst überfällige erste monografische Museumsausstellung. In 14 Serien und damit fast 250 Fotografien zeichnet die Schau die künstlerische Entwicklung und Bandbreite ihres 40 Jahre umfassenden Werkes nach.
Seit den 1970er-Jahren reiste Schulz-Dornburg immer wieder durch Europa, Asien und den Nahen Osten. Ihr Blick richtete sich dabei auf Grenzgebiete, Orte des Transits und Relikte überlebter oder sich im Verschwinden befindlicher Kulturen und politischer Systeme. So entstanden meist Schwarz-Weiß-Serien von Kult- und Kulturstätten, die teils sichtbare, teils unsichtbare Grenzlinien zwischen Kontinenten und Regionen markieren. Dabei bewegt sich Ursula Schulz-Dornburg zwischen Dokumentar- und politischer Fotografie, zwischen Konzeptkunst und einem aufklärerischen Ansatz.
Das Werk der Berlinerin Lotte Lasersteins (1898–1993) zählt zu den großen Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Zwei wichtige Laserstein-Gemälde gehören mittlerweile auch zur Städel Sammlung: Russisches Mädchen mit Puderdose von 1928 und Junge mit Kasper-Puppe (Wolfgang Karger) von 1933. Anlass genug, der Berliner Künstlerin im Herbst eine monografische Ausstellung zu widmen. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf Lasersteins künstlerischem Schaffen der 1920er- und 1930er-Jahren, dem Höhepunkt ihrer Karriere.
In der Spätphase der Weimarer Republik erregte Laserstein mit sensiblen Porträts ihrer Zeitgenossen Aufmerksamkeit. Immer wieder stellte sie sich in ihrer Malerei klassischen Rollenbildern und -erwartungen entgegen und prägte neuartige, moderne und vorrangig weibliche Identifikationsfiguren: souverän, athletisch und modebewusst. Die politischen Umbrüche durch den aufkommenden Nationalsozialismus bereiteten ihrem Aufstieg jedoch ein Ende: Sie wurde als Künstlerin mit jüdischem Hintergrund aus dem öffentlichen Kulturbetrieb ausgeschlossen und war gezwungen, Deutschland 1937 zu verlassen – ihr Werk geriet weitestgehend in Vergessenheit. Ab dem Spätsommer könnt ihr es wiederentdecken.
Technoide und psychedelisch bunte Bilder bestimmen bis heute die öffentliche Wahrnehmung des Künstlers Victor Vasarely (1906–1997). Doch das Label der Op-Art greift zu kurz, um Vasarelys Schaffen und Wirken umfassend zu verstehen. Die große Retrospektive Victor Vasarely. Im Labyrinth der Moderne nimmt deshalb das ganze Werk Vasarely in den Blick, auch seine überraschenden frühen Arbeiten.
Sein Œuvre, das sich über mehr als sechs Jahrzehnte erstreckt, zeichnet sich durch Ambivalenz und Spannungsreichtum aus: Es vereint diverse Stile und Einflüsse aus der Werbegrafik und dem Bauhaus der 1920er-Jahre mit den Avantgarden der Nachkriegskunst. Somit markiert Vasarely den Beginn einer Entwicklung, die scheinbar fixe Grenzziehungen zwischen freier und angewandter Kunst, zwischen „high and low“, Tafelbild und Poster, Museum und Jugendzimmer zusehends aufweichte. Die Ausstellung reist anschließend ins Centre Pompidou nach Paris weiter – womit wir auch schon im Jahr 2019 angelangt wären.
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