Der Countdown läuft: In wenigen Wochen startet „Matisse – Bonnard“. Aber was passiert eigentlich kurz vor einer so großen Ausstellung im Museum? Ein Blick hinter die Kulissen.
Das ganze Städel ist im Matisse-Bonnard-Fieber. Bis zum 13. September muss die Ausstellung Matisse – Bonnard. „Es lebe die Malerei!“ stehen. Beim Rundgang durchs Haus fangen wir dann auch gleich dort an, wo später die Kunst hängen soll – auch wenn es gerade noch nicht sehr danach aussieht.
Katja Hilbig tanzt gerade auf allen Baustellen. Im ersten Geschoss des Ausstellungsgebäudes werden die Wände zusammenmontiert, im Stockwerk darüber schon gestrichen. Dazwischen steht die Leiterin des Ausstellungsdienstes mit Farbfächern und einem Ausdruck des Katalogcovers. Sie muss die Bohrmaschine übertönen, als sie erklärt: „Wir werden hier im Treppenhaus den Schriftzug von Matisse – Bonnard als farbiges Holzobjekt mit zwei Ebenen nachstellen. Ich gucke mir gerade verschiedene Druckerzeugnisse an und versuche, die passenden Blau- und Orangetöne zu finden.“ Kurze Unterbrechung – der Schreiner braucht eine Ansage zu den Maßen der Sitzbänke.
Katja Hilbig jongliert kurz vor der Ausstellung mit sehr vielen Fragen – von Kuratoren, Handwerkern, Speditionen und Leihgebern. Die Ausstellungsarchitektur hat sie dieses Mal selbst zusammen mit den Kuratoren entwickelt, und kümmert sich nun um die komplette Umsetzung. Am Ende darf eines natürlich nicht fehlen: die Kunst. Dass die pünktlich in Frankfurt landet und sicher an den Wänden hängt, dass alle Wünsche und Anforderungen der Leihgeber erfüllt sind, auch darum kümmert sich Katja Hilbig mit ihrer Abteilung.
„Ein Bild braucht einen goldenen Rahmen!“, hat Henri Matisse einmal gesagt. Sein Gemälde „Blumen und Keramik“ hängt in der Sammlung Kunst der Moderne – in einem schwarzen Rahmen. Die Ausstellung ist für Stephan Knobloch, Leiter der Restaurierung, ein willkommener Anlass für eine Neurahmung. Gleiches gilt für Bonnards „Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund“, auch wenn das Gemälde aktuell schon gold eingefasst ist. „Der Rahmen ist eine Kopie eines Rahmens aus dem 18. Jahrhundert. Sehr gut gemacht, aber einfach zu wuchtig und nicht zeitgemäß für das Bild“, findet der Restaurator.
Rahmenbauer Michael Mittentzwey ergänzt: „Der Rahmen darf nie wichtiger sein als das Bild, man sollte immer so viel wie möglich vom Gemälde sehen.“ Er hat verschiedene Originale aus der Entstehungszeit der Gemälde mitgebracht, von denen er später ein Modell anpasst. Jetzt müssen sich nur noch die beiden Kuratoren Felix Krämer und Daniel Zamani für eins entscheiden.
Ausstellungsgrafiker Albrecht Wild ist der Mann der Worte. Über seinen Rechner laufen alle Beschriftungen für die Ausstellung: Text- und Kopflabels, erklärende Wandtexte, Künstlerzitate, aber auch die Schilder für die Wegeführung im Haus. „Dieses Mal gibt es noch ein paar Sonderräume, die beschriftet werden müssen. Ein Raum im Gartenflügel wird zum zusätzlichen Shop umfunktioniert, in der Ausstellung selbst wird es einen Raum mit den Briefen der beiden Künstler geben“. Albrecht Wild ist am Ende wahrscheinlich der Letzte, der in der Ausstellung arbeitet. Wenn die Kunst hängt und alles etwas ruhiger wird, kann er die letzten Labels und Audioguide-Nummern anbringen.
Dass die Inhalte der Ausstellung auch verständlich bei allen Besuchern ankommen, dafür sorgt die Abteilung Bildung und Vermittlung. Das Vermittlungsangebot umfasst nicht nur Führungen und Workshops vor Ort, sondern soll auch alle diejenigen erreichen, die sich schon vor – oder auch nach – ihrem Besuch mit der Ausstellung beschäftigen wollen. Annabell Manz, Jakob Schwerdtfeger und Antje Lindner (von links) arbeiten hier parallel am Begleitheft für Schüler und am Digitorial, einem multimedialen „Vorbereitungskurs“. Als nächstes konzipieren sie den Audioguide – den man sich über die Städel App übrigens auch schon zuhause runterladen kann. Wenn die Ausstellung dann endlich angefangen hat.
Die Kampagne der Matisse-Bonnard-Ausstellung steht schon lange fest. In den letzten Wochen vor Ausstellungsbeginn wurden die einzelnen Marketingmittel ausgestaltet – sie kommen gerade nach und nach aus der Druckerei: Einladungskarten, Plakate, Programmflyer, Postkarten, Werbeanzeigen oder Give-Aways liegen jetzt zur Abnahme im Büro von Laura Salice, Leiterin des Marketing, und Grafikerin Sandra Adler.
„Da wir die Kampagnenmotive nicht anschneiden durften, spielen wir mit zwei Farben, Flächen und der Titelschrift, die immer wieder gegensätzlich und im Wechsel auftauchen“, erklärt Sandra Adler. Auch der Untertitel der Ausstellung „Es lebe die Malerei!“ wird spielerisch eingesetzt, ergänzt Laura Salice: „Wir konnten ihn sehr gut als Marketing-Claim weiterspinnen: Es lebe die Freundschaft, der Genuss, die Fantasie, das Reisen – je nachdem, in welchem Zusammenhang die Ausstellung beworben wird.“
Feuilletons und Kunstmagazine, Onlineblogs, Tageszeitungen oder Boulevard-, Frauen- und Livestylemedien – über die Presseabteilung findet die Ausstellung ihren Weg in die Öffentlichkeit. Die Arbeit für das Herbsthighlight hat schon im Januar begonnen. Seitdem wurden zahlreiche Telefonate geführt, Mails geschrieben und Redaktionen besucht. Über die ersten Früchte dieser Arbeit können sich Axel Braun, Alexandra Hahn, Paula Stuckatz (nicht im Bild) und Praktikantin Carolin Fuhr schon vor Ausstellungsbeginn freuen: „Die heiße Phase der Pressearbeit beginnt allerdings erst jetzt“, sagt Leiter Axel Braun, „wenn die Werke angeliefert werden, der Termin der Pressekonferenz näher rückt und die ersten Interviews koordiniert werden.“
Co-Kurator Daniel Zamani meldet sich zwischendurch mit einem Lagebericht aus Passau. Er steht in der Druckerei, auf seinen Schnappschüssen sieht man riesige Papierblöcke voller Kunst. Um sicherzustellen, dass die Werke von Matisse und Bonnard im Ausstellungskatalog möglichst originalgetreu dargestellt werden, sind er und eine Kollegin vom Prestel Verlag persönlich zur Druckabnahme gefahren. „Nur bei einigen Bögen mussten die Farbwerte an der Maschine leicht geändert werden, aber insgesamt sieht alles sehr schön aus!“
Bei Direktor Philipp Demandt laufen nun viele Fäden des Großprojekts zusammen. „Von Tag zu Tag steigt die Vorfreude und die Zielgerade kommt in Sicht. Diese Zeit genieße ich immer besonders. In den vergangenen Wochen ging es vor allem um die Kommunikation der Ausstellung: Wie sieht die Kampagne aus, die Plakate, die Einladungskarten? Jetzt bereite ich mich auf die Eröffnungswoche vor, diese letzte Strecke ist immer geprägt von Treffen mit Partnern der Ausstellung und Presseterminen. Gerade werden die Einladungen zur Vernissage verschickt. Als nächstes kümmere ich mich um die Eröffnungsrede.“
Den wahrscheinlich schönsten Job hatte – zumindest temporär – der Kameramann, der für uns nach Südfrankreich reisen durfte. Jasper Landmann hat am Wirkungsort von Henri Matisse und Pierre Bonnard Impressionen für den Ausstellungsfilm und die Filmteaser zur Ausstellung eingefangen. Dass das Licht der Côte d’Azur die Kreativität fördert, wissen wir ja schon von den beiden Künstlern...
Und die Kuratoren? …trifft man gerade überall und nirgendwo. Auf dem Schreibtisch von Daniel Zamani stapeln sich die Bücher zu Matisse und Bonnard. Wenn er gerade nicht in der Druckerei oder auf der Baustelle ist, schreibt er wahrscheinlich Labels und Wandtexte.
Felix Krämer wurde mehrfach im Treppenhaus gesichtet. Wahrscheinlich auf dem Weg zu Katja Hilbig, Stephan Knobloch oder Daniel Zamani. An dessen Bürotür verrät übrigens eine Postkarte „I want to be Matisse.“ Das Zitat stammt von Andy Warhol, würde aber auch zu Daniel Zamani passen – zumindest wenn man nach der Farbe seines T-Shirts geht.
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